Betriebssystem UDOS

(UDOS=Universally Development Operating System)
Dieses Betriebssystem wurde auf den Rechnern A5120, A5130, Numerik-PRG-Rechnern, PC1715, PC1715W auf der P8000 sowie Auf der Audatec IBE benutzt. Auch wenn der Name das nahelegt, hat es mit MS-DOS oder den anderen PC-DOS-Systemen absolut nichts zu tun. Es ist vielmehr ein 8-Bit-Betriebssystem, das vor allem für die Software-Entwicklung (auch Cross-Compilierung) eingesetzt wurde. Die ersten Versionen davon wurden 1983 von Robotron ausgeliefert.


UDOS1526, Bootvorgang und ein Kommando

UDOS bestand aus einem Kernel, an dem der Anwender eigene Gerätetreiberdateien ankoppeln konnte. Dies konnte auch im laufenden Betrieb erfolgen. Die Gerätetreiber sollten einen hardware-unabhängigen Zugriff ermöglichen und für alle Geräte eine einheitliche Schnittstelle liefern. Da diese Gerätetreiber jedoch nicht von Robotron zur Verfügung gestellt wurden, war die Verbreitung von UDOS auch entsprechend gering. So wurde UDOS vielfach nur als Bootdiskette zum Starten von WEGA auf der P8000 sowie zum Starten von MUTOS8000 auf dem A5120.16 genutzt.

An Hardware unterstützte UDOS:

Diskettenzugriff

Bei UDOS1526 bis Version 4 benutzte man mit dem Treiber ZDOS eine seltsame Art der Disketten-Formatierung: An jeden 128-Byte-Sektor waren 6 zusätzliche Bytes angehängt, die die Verkettung zum nächsten Sektor bzw. zum vorhergehenden Sektor enthielten. Dadurch sparte man im UDOS die Benutzung einer FAT und ermöglichte trotzdem die Fragmentierung von Dateien. Nachteil dieses Effektes war die Inkompatibilität mit PC-Floppycontrollern, die diese die "überzähligen" 6 Bytes wegschneiden würden.

Dasselbe Problem hatten alle Rechner, deren Floppycontroller auf dem Chip U8272 basierten, z.B. P8000 und PC1715W. Daher wurde bei deren UDOS-Varianten unter Nutzung eines anderen Diskettentreibers eine Sektorlänge von 128, 256 oder 512 Bytes gewählt. Die Zuordnung der Dateiblöcke innerhalb des Datenbereichs wurde in diesem Fall in einer speziellen Datei, ähnlich wie bei einer FAT, vorgenommen. Auch UDOS 1526 Version 5 benutzte die Formatierung mit 256 Bytes/Sektor und besaß zusätzlich den 134-Byte-Treiber. Es war daher zum Datenaustausch zwischen beiden Diskettenarten geeignet.

Die Disketten von UDOS lassen sich nur schwer in anderen Betriebssystemen lesen. Besonders nachteilig ist, dass die Betriebssysteme OS/M und IS/M des Rechners P8000 keine Daten von den UDOS-Disketten übernehmen können. Lediglich unter WEGA konnte auf UDOS-Disketten zugegriffen werden (Befehle getud und putud).

An Programmiersprachen gab es für UDOS: Ansonsten war das Softwareangebot für UDOS ausgesprochen mager. Die mit dem Betriebssystem ausgelieferten Dienstprogramme sind z.T. recht umständlich zu bedienen, was auch zur geringen Verbreitung von UDOS beigetragen hat. Allerdings konnten die Dienstprogramme recht gut durch Parameter gesteuert werden, was ihre Nutzung in Batchdateien ermöglichte.

Für die unterschiedlichen Rechnerplattformen gab es unterschiedliche Betriebssysteme, die die hardwareseitigen Besonderheiten der jeweiligen Plattform berücksichtigten:
Die einzelnen UDOS-Derivate waren teilweise auf Dateiebene untereinander kompatibel (falls sie denselben Dateisystemtreiber benutzten), allerdings nicht systemseitig austauschbar.


Bootvorgang

Das Booten von UDOS war dreigeteilt: Bei den ersten UDOS-Versionen mussten die drei Schritte per Tastatur ausgelöst werden. Bei den späteren Versionen erfolgte das Laden der drei Schritte automatisch.


Befehlsausführung / Dateien

UDOS unterschied bei seinen Befehlen zwischen Groß- und Kleinschreibung.
Die meisten Befehle lagen in Form ausführbarer Programme auf dem Datenträger vor und waren in der Regel in Großbuchstaben zu schreiben.
Welche Datei ein ausführbares Programm war, wurde durch den Dateityp festgelegt. UDOS kannte folgende Dateitypen: Der Dateityp war (im Gegensatz zu SCP und DCP) nicht Teil des Dateinamens.
Die Dateinamen konnten max. 32 Zeichen lang sein und neben Buchstaben und Ziffern auch Punkte enthalten.

Die Diskettenlaufwerke manifestierten sich mit Ziffern: Weiterhin konnten unter den Laufwerksziffern 4-10 logische Laufwerke mit anderen Zugriffsmethoden generiert werden. Da viele UDOS-Dateisysteme die Disketten nur einseitig nutzten, konnten einige UDOS-Varianten die Diskettenrückseiten (2. Kopf) der Laufwerke "0"-"3" unter den Bezeichnungen "4"-"7" als separate Dateisysteme ansprechen.

Der Start der Befehle erfolgte über eine Eingabezeile mit rollender Bildschirmausgabe.
Die Befehle hatten folgende Struktur:
¤treibername:laufwerk/befehl parameterz.B. ¤ZDOS:0/CAT *.TXT

Wurde kein Treibername angegeben, wurde der Standardtreiber (in der Regel ZDOS) verwendet.
Der Programmaufruf verkürzte sich damit auf:
laufwerk/programmname parameterz.B. 2/CAT *.TXT

Wurde kein Laufwerk angegeben, suchte UDOS den Befehl auf allen Laufwerken und startete es beim ersten Finden. Der Programmaufruf verkürzte sich damit auf:
programmname parameterz.B. CAT *.TXT
Wurde der Befehl auf keinem Laufwerk gefunden, kam eine Fehlermeldung.

Es gab Programme, die keine Parameter benötigen. Damit verkürzte sich der Programmaufruf auf:
programmnamez.B. CAT


Wichtige Befehle

Hier ein Vergleich der wichtigsten Befehle bei den unterschiedlichen Betriebssystemen.


Drucken

Um drucken zu können, musste als erstes ein in Programmform vorliegender Treiber geladen werden. Unter UDOS1526 hieß der standardmäßig PRINTER und bediente die IFSS-Druckerschnittstelle mit 9600 Baud, 8Bit (Es gab auch Treiber für andere Druckerschnittstellen). Befehl: ACTIVATE $PRINTER.
Danach war es möglich, die Druckerschnittstelle beliebig zu nutzen. Einige Programme boten intern die die Möglichkeit, ein Ausgabegerät festzulegen, z.B. CAT L=$PRINTER (Druckt die Liste der Dateinamen).
Bei anderen konnte der Druckertreiber anstelle von Dateinamen verwendet werden,
z.B. MOVE TEST.TXT S=0 D=$PRINTER (druckt eine Textdatei).


Betriebssystem UNOS

Über dieses Betriebssystem ist noch nicht viel bekannt. Es wurde wohl vom Institut für Regelungstechnik Berlin für den Computer GDS6000 entwickelt, vermutlich gab es auch eine Variante für den Computer MRES. Die Hardware von ersterem scheint weitgehend dem Rechner A5120 entsprochen zu haben, anscheinend erforderte es aber einen geänderten Urlader. Als Datenträger wurden 8-Zoll-Disketten benutzt.

Wer hat Informationen zum System UNOS?


Betriebssystem UDOS1526

(Alias UDOS 1526)

Dieses Betriebssystem lief auf den Rechnern A5120, A5120.16, A5130 und K8924.
Der Haupteinsatzzweck war die Programmentwicklung (sowohl für den eigenen Rechner als auch für andere Hardwareplattformen).


UDOS1526

Vom UDOS1526 gab es verschiedene Grundversionen. Die Weiterentwicklung wurde wahrscheinlich vom Robotron-Buchungsmaschinenwerk vorgenommen. Durch Einbindung spezifischer Treiber entstanden auf diese Weise aus dem UDOS1526 auch die Varianten UDOS-PRG und UDOS-IBE.

VersionÄnderungen
UDOS 2.0?
UDOS 3.0Diskettentreiber ZDOS
Monolithischer Systemkernel
Nur 1-seitige Diskettenformate
UDOS 4.0 Generierungsprogramm SG zur Anpassung an die Hardware
Befehl ECHO: Ausgabe von Zeichenketten
Befehl PAUSE: Erzeugen von Zeitverzögerungen
Befehl KEY: Umcodierung der Tasten S1 bis S9
Befehl SPLIT: Einschränken des Rollbereichs des Bildschirms
UDOS 4.1?
UDOS 4.2Nutzung doppelseitiger Diskettenlaufwerke möglich
Befehl KEY: Umcodierung aller Tasten jetzt möglich
V.24-Druckertreiber mit XON/OFF-Steuerung oder DTR-Steuerung
Druckeranschluss mit SIF1000-Interface möglich
Befehl KEYS: Anzeige der Zeichencodes beim Drücken der Tasten
UDOS 4.3 Überarbeitung der Treiber.
Nutzung einer RAM-Disk jetzt möglich
UDOS 5.0 Diskettentreiber DDOS: Abkehr von der Nutzung der Zeigerbytes am Ende der Sektoren, damit war auch die Nutzung des Diskettencontrollers U8272 (PC1715W) möglich.

Auf dem A5120.16 wurde UDOS außerdem zum Starten des Betriebssystems MUTOS8000 verwendet. Der Rechner wurde dazu mit dem 8-Bit-Prozessor unter UDOS gebootet und anschließend auf den 16-Bit-Prozessor umgeschaltet. UDOS lief dann unsichtbar weiter und übernahm die Ansteuerung des Bildschirms, der Tastatur, der Schnittstellen sowie der Diskettenlaufwerke.

Während unter UDOS1526 Version 3 und UDOS1526 Version 4 eine Diskettenformatierung mit 6 Zusatzbytes (also 134 Bytes, 260 Bytes oder 518 Bytes Sektorlänge) benutzt wurde, wurde bei UDOS1526 Version 5 standardmäßig mit 256 Bytes Sektorlänge gearbeitet. Zusätzlich gab es bei der Version 5 die Möglichkeit, den Treiber für die Disketten der Vorgängerversionen einzubinden.


Betriebssystem UDOS.PRG

Dieses seltene Betriebssystem lief auf den Rechnern PRG700, PRG710 und PRG710-1 und wurde vom VEB NUMERIK ausgeliefert. Da die einzelnen PRG-Rechner unterschiedliche Hardware besaßen, gab es für jede PRG-Rechner-Version ein speziell generiertes UDOS. Unter UDOS.PRG gab es genauso wie unter SCP1526/710 ein Steuerprogramm für das eingebaute EPROM-Programmiergerät.

Auf den PRG-Rechnern existierte eine Datenaustauschmöglichkeit zwischen UDOS und SCP: das unter SCP laufende Programm CONV1. Es gestattete, Textdateien und Binärdateien nach SCP zu kopieren. Eine Rückkopie war allerdings nicht möglich.


UDOS.PRG

Von UDOS.PRG existieren heute nur noch ganz wenige Kopien, was auch an der geringen Verbreitung der PRG-Rechner liegt.


Betriebssystem UDOS1715

(Alias UDOS 1715)

Auch für den PC1715 gab es ein UDOS, über dessen Verwendungszweck noch weitgehend im Dunkeln liegt.
In UDOS1715 wurde als einziges Betriebssystem ein recht schwer zu überwindender Kopierschutz eingebaut, dessen Sinn bislang unbekannt ist.


UDOS1715

Auch für den Rechner PC1715W hatte es eine UDOS-Variante gegeben.

Von UDOS1715 existieren noch Kopien.


Betriebssystem UDOS für P8000

Dieses Betriebssystem wurde standardmäßig von EAW mit den Rechnern P8000 und P8000 Compact ausgeliefert.


UDOS 3.0 auf der P8000

UDOS lief auf dem 8-Bit-Prozessor (U880) und wurde für zwei Anwendungsfälle benutzt: Bedingt durch die Beschränkungen der P8000-Hardware (Diskettencontroller U8272) benutzte dieses UDOS nicht den üblichen ZDOS-Diskettentreiber (mit 134 Byte Sektorlänge), sondern den NDOS-Diskettentreiber (mit 256 Bytes Sektorlänge), was die Disketten mit UDOS 1526 inkompatibel machte.

Beim UDOS für P8000 war zu beachten, dass die Kommandos in Großbuchstaben erwartet wurden, hingegen das P8000-Terminal standardmäßig auf Kleinbuchstaben eingestellt war. Man musste also zuerst die CAPS-LOCK-Taste drücken.


Betriebssystem UDOS IBE

In der zur Systemdiagnose und Systemkonfiguration benutzten Inbetriebnahmeeinheit IBE wurde ebenfalls eine spezielle Version von UDOS benutzt. UDOS IBE arbeitete mit der ZVE K5221, unterstützte die Ansteuerung eines Farbbildschirms K7226 und benutzte die Tastatur K7672. Als Drucker konnten die Modelle K6313, SD1152 oder SD1157 über die IFSS-Schnittstelle angeschlossen werden. Weiterhin steuerte UDOS IBE auf Wunsch das EPROM-Programmiergerät K0420 zur Bearbeitung von U555-EPROMs an.


UDOS-Dateiauflistung auf der IBE

Von diesem seltenen Betriebssystem haben nur wenige Disketten überlebt.


Betriebssystem CZ-SDOS

Dieses Betriebssystem wurde Anfang der 1980er Jahre von Carl-Zeiss für seine U880-1-Rechner (z.B. MRA1) entwickelt. Spätere Varianten ermöglichten auch den Betrieb auf U880-2-Rechnern (z.B. MRA2). Es bootete von softsektorierten 8"-Disketten und besaß, im Gegensatz zu den meisten anderen UDOS-Varianten, keine direkte Ansteuerungen für Tastatur und Bildschirm. Stattdessen waren diese auf eine Terminalschnittstelle umgeleitet.


Startbildschirm von CZ-SDOS

Das Standard-Diskettenformat war 26x132x77x1, damit nicht kompatibel zu UDOS 1526. Es gab allerdings einen Treiber, um auf UDOS-Disketten zugreifen zu können. Außerdem gab es einen Treiber zum Zugriff auf hartsektorierte Disketten.

CZ-SDOS ist heute extrem selten. Ein vorführbares Systeme befindet sich heute auf einem MRA2-Computer im Rechenwerk Halle.


Betriebssystem CZ-MDOS

CZ-MDOS war Mitte der 1980er Jahre der Nachfolger von CZ-SDOS, lief auf U880-2-Rechnern und war auf 5,25-Zoll-Disketten (softsektoriert) ausgerichtet. Es bot aber auch weiterhin die Möglichkeit, 8-Zoll-Diskettenlaufwerke anzusteuern. Gegenüber CZ-SDOS war beim CZ-MDOS der Aufbau des Dateisystems geändert. Passende Rechner waren der MRA2 oder das Spektrometer Specord M400. Auch bei CZ-MDOS waren die Schnittstellen für Tastatur und Bildschirm auf die Terminalschnittstelle umgelegt. Es gab ein Dienstprogramm im CZ-MDOS, um auf CZ-CPM umschalten zu können. Ebenfalls gab es ein Dienstprogramm im CZ-CPM, um auf CZ-MDOS umschalten zu können.


Startbildschirm von CZ-MDOS

Verzeichnisanzeige

Disketten-Formatieren

Wechsel zwischen CZ-CPM und CZ-MDOS

Spiel Tetris unter CZ-MDOS

Spiel Tetris unter CZ-MDOS

Über einen nachladbaren Treiber war auch ein Zugriff auf CZ-SDOS-Disketten möglich.

Das Standard-Diskettenformat war 16x256x80.

CZ-MDOS ist heute extrem selten. Eine vorführbare Installation hat im Rechenwerk Halle überlebt.


Letzte Änderung dieser Seite: 09.05.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de