Unter dem Namen DCP wurden DOS-kompatible Betriebssysteme in der DDR vertrieben.
DCP-Versionen liefen auf 16-Bit-Rechnern, z.B. dem A7150 und dem EC1834.
DCP besaß ein hierarchisches Dateisystem und gestattet Dateinamen mit max. 8 Zeichen Länge, gefolgt von einem Punkt und maximal 3 Zeichen für den Dateityp.
Die Diskettenlaufwerke manifestierten sich als Laufwerksbuchstaben:
A: erstes Diskettenlaufwerk
B: zweites Diskettenlaufwerk
C: Festplatte, erste Partition
D: Festplatte, 2. Partition
Ein Laufwerk war immer das "aktuelle Laufwerk". Dessen Namen konnte bei Dateiangaben ggf. weggelassen werden.
Eine Datei sprach man nach folgender Regel an: laufwerk:\verzeichnis\dateiname
War das aktuelle Laufwerk gemeint, verkürzte sich der Pfad auf: \verzeichnis\dateiname
Waren das aktuelle Laufwerk und das aktuelle Verzeichnis gemeint, verkürzte sich der Pfad auf dateiname
Der Start eines Befehls bzw. eines Kommandos erfolgte durch Eintippen seines Namens gefolgt von ENTER.
Ausführbare Programme waren durch die Namenserweiterung .COM oder .EXE gekennzeichnet.
Eine automatische Abarbeitung mehrerer Kommandos war möglich, in dem man diese in eine Textdatei schrieb,
die die Namenserweiterung .BAT hat. Deren Start erfolgt dann wie bei Programmen.
Der unterstütze RAM-Speicher betrug max. 640 KByte. Darüber hinausgehender Speicher konnte nur mit Tricks für RAM-Disks
und Festplatten-Cache verwendet werden.
Wichtige Interne Befehle
Laufwerkswechsel
Der Laufwerksbuchstabe, gefolgt von einem Doppelpunkt.
z.B. C: (wechselt auf Laufwerk C)
CD
Wechselt das aktuelle Verzeichnis (innerhalb des aktuellen Laufwerks).
z.B.: CD DCP
DIR
zeigt den Inhalt eines Verzeichnisses an.
COPY
Kopiert eine oder mehrere Dateien.
z.B.: COPY C:\TEST.DAT D:
RENAME
Benennt eine Datei um.
z.B.: RENAME ALT.DAT NEU.DAT
TYPE
Zeigt eine Textdatei auf dem Bildschirm an.
z.B.: TYPE C:\INFO.TXT
DEL
Löscht eine oder mehrere Dateien.
z.B.: DEL C:\WEG.DAT
MKDIR
Erstellt ein Verzeichnis.
z.B.: MKDIR C:\TEMP
RMDIR
Löscht ein Verzeichnis. Voraussetzung dafür ist, dass es leer ist.
z.B.: RMDIR C:\TEMP
Wichtige externe Befehle
PRINT
Gibt eine Datei auf dem Drucker aus.
z.B.: PRINT TEST.TXT
CHKDSK
Überprüft eine Diskette auf Fehler.
z.B.: CHKDSK C:
TREE
Anzeigen der Verzeichnisstruktur
SUBST
Nimmt ein Verzeichnis und bindet es als logisches Laufwerk ein.
z.B.: SUBST F: C:\DCPGX erzeugt ein logisches Laufwerk F: SUBST F: /d entfernt das logische Laufwerk F: wieder
COMMAND.COM
Der Kommando-Interpreter. Er nimmt die Befehle entgegen, enthält die internen Kommando und startet die externen Kommandos.
CONFIG.SYS
Textdatei, die Eintragungen für Treiber enthält, die beim Booten des Betriebssystems geladen werden sollen.
AUTOEXEC.BAT
Textdatei, die Kommandos enthält, die beim Booten automatisch abgearbeitet werden sollen.
DCP1700
(Alias DCP 1700, DCP-1700)
Dieses Betriebssystem wurde vom VEB Robotron-Projekt Dresden und vom VEB Robotron-Vertrieb Berlin vertrieben
und ausschließlich auf dem Rechner A7150 benutzt.
Es gab die Programmversionen 3.20 und 3.30. Der Vorteil von letzterer lag im wesentlichen darin, erweiterte DOS-Partitionen nutzen zu können.
Eigentlich wurde dies aber am A7150 gar nicht gebraucht, da es ja dafür die Funktionen der MWINCH.SYS gab.
FORMAT
Formatieren einer Diskette (nicht Festplatte!)
z.B.: FORMAT A:
VCHAR2
Laden des deutschen Zeichensatzes
L
Lädt aktualisierte Steuersoftwaredatei GRAF??.F50 in das KGS-Modul (BIOS-Update)
und ist Voraussetzung zum Ausführen einiger CAD-Programme.
Die "??" stehen für die Versionsnummer der Software.
z.B.: L GRAF12.F50
PARK
Vorbereiten der Festplatte zum Ausschalten
SCPSET
Auswahl des Diskettenformats bei SCP-Disketten.
Funktioniert nur im Zusammenspiel mit der SCPDRV.SYS
Wichtige Dateien
MWINCH.SYS
Treiber zum Zugreifen auf DCP-RW und DCP-RO-Partitionen (Nutzung mehr als 1 Partition pro DISK gleichzeitig).
Ab Version 4.01 wird auch eine 2. Festplatte unterstützt. Die letzte bekannte Version ist 4.03
HWINCH.SYS
Treiber zum Zugriff auf Sonderpartitionen
Der Partitionstyp ist beim Rechnerstart per Tastatur einzugeben.
COMDRV.SYS
Treiber für besondere Übertragungsmodi der seriellen Schnittstellen
DRIVER.SYS
Treiber für Zugriff auf besondere DCP-Diskettenformate (z.B. einseitige Formatierungen)
SCPDRV.SYS
Treiber für Zugriff auf SCP-Disketten. Die Formatauswahl erfolgt mit dem Kommando SCPSET.
GRAF*.F50
Updates für die Software des KGS-Subsystems. Diese Dateien werden mit dem Kommando L geladen.
IO.SYS
Der erste Teil des Betriebssystems. Wurde beim Booten in den RAM geladen.
Die IO.SYS konnte nur mit dem Befehlen FORMAT und SYS auf eine Diskette kopiert bzw.
mit dem Befehl MWINCH auf eine Festplatte kopiert werden.
DCDOS.SYS
Der zweite Teil des Betriebssystems. Wurde beim Booten in den RAM geladen.
Die DCDOS.SYS konnte nur mit dem Befehlen FORMAT und SYS auf eine
Diskette kopiert bzw. mit dem Befehl MWINCH auf eine Festplatte kopiert werden.
Festplatten-Zugriff
DCP1700 unterstützte ein weites Spektrum an Festplatten-Partitionen:
DOS-Partitionen (primäre und erweiterte Partition, logische Laufwerke)
Die primäre DOS-Partition wurde zum Booten von DCP1700 benötigt.
Sie konnte nur 1x auf der 1. Festplatte eingesetzt werden, die maximale Größe war 33 MByte.
Die Erweiterte DOS-Partition (erst ab DCP 3.30, max. 1x pro Festplatte) konnte für zusätzliche Datenlaufwerke auf der 1. Festplatte verwendet werden.
Die Erweiterte Partition wurde in logische Laufwerke (mindestens 1) mit einer maximalen Größe von 33 MByte gesplittet.
DCP-RW und DCP-RO-Partitionen
DCP-RW und RO-Partitionen konnten als Datenlaufwerke (1. und 2. Festplatte) verwendet werden.
Voraussetzung dafür war die Einbindung des Treibers MWINCH.SYS in die Datei CONFIG.SYS.
RO-Partionen könnten nur gelesen werden. Eine Umwandlung von RW-Partitionen in RO-Partitionen und zurück
erreichte man mit dem Befehl MWINCH.
Sonder-Partitionen
Sonder-Partitionen konnten auf der 1. Festplatte als Datenlaufwerke genutzt werden.
Ihr Einsatzzweck war vermutlich ein Datenaustausch zwischen verschiedenen Betriebssystemen.
Heute ist kein Einsatzfall für diese Partition mehr bekannt.
Voraussetzung war die Einbindung des Treiber HWINCH.SYS in die CONFIG.SYS
Die Einrichtung aller Festplattenarten und Partitionen erfolgte ausschließlich mit dem Programm MWINCH.
DCP3.3
(Alias DCP 3.3, DCP-3.3)
Dieses Betriebssystem wurde von Robotron Sömmerda vertrieben und ausschließlich auf dem Rechner EC1834 benutzt.
DCP 3.3, Bootvorgang
Bei Rechnern ohne Festplattenlaufwerk konnten vier Diskettenlaufwerke benutzt werden (Laufwerke A:, B:, C:, D:).
Ansonsten waren zwei Diskettenlaufwerke und 1 oder 2 Festplattenlaufwerke nutzbar.
IO.SYS
Der erste Teil des Betriebssystems. Wird beim Booten in den RAM geladen.
Die IO.SYS kann nur mit dem Befehlen FORMAT und SYS auf eine Diskette bzw. Festplatte kopiert werden.
DCDOS.SYS
Der zweite Teil des Betriebssystems. Wird beim Booten in den RAM geladen.
Die DCDOS.SYS kann nur mit dem Befehlen FORMAT und SYS auf eine Diskette bzw. Festplatte kopiert werden.
Festplatten-Zugriff
Als Partitionstyp wurde "DOS" genommen:
Primäre DOS-Partition
Wurde zum Booten von DCP1700 benötigt. Die maximale Größe war 33 MByte. Maximal 1 Partition dieses Typs war möglich.
Erweiterte DOS-Partition
Sie konnte für zusätzliche Datenlaufwerke verwendet werden. Maximal 1 Partition dieses Typs pro Festplatte war möglich.
Die erweiterte Partition wurde in logische Laufwerke (mindestens 1) mit einer max. Größe von 33 MByte gesplittet.
Die Einrichtung der Festplatte erfolgte mit dem Kommando HDINIT.