Typenraddruckerserie SD1152

(Alias SD 1152, SD-1152, daro 1152)

Diese Drucker wurden für den professionellen Einsatz entwickelt. Sie zeichneten sich durch eine exzellentes Schriftbild und eine gute Erweiterbarkeit aus, nachteilig war die eher geringe Druckgeschwindigkeit.
Wurden größere Geschwindigkeiten gefordert, hatte man stattdessen Nadeldrucker eingesetzt.

Technisch funktionierte ein Typenraddrucker so, dass die Buchstaben als geprägte Symbole auf einem elastischen, strahlenförmigen Rad angeordnet waren. Mit einem Schrittmotor wurde der gewünschte Buchstabe nach oben gedreht. Ein hinter dem Typenrad befindlicher Elektromagnet schlug anschließend mit einem Stößel den betreffenden Buchstaben durch das Farbband auf das Papier.

Die Schriftart wurde durch die Auswahl des jeweiligen Typenrades festgelegt, konnte also während des Druckes nicht geändert werden. Robotron produzierte allerdings ein umfangreiches Sortiment an auswechselbaren Typenrädern (über 100 verschiedene). Die verbreitetsten Schriftarten waren "Pica", "Kristall Elite", "Rustika" und "OCR-B".

Alle Drucker der SD1152-Serie wurden im Büromaschinenwerk Sömmerda zwischen 1980 und 1989 entwickelt und gefertigt, die Gesamtstückzahl belief sich auf 86.484 produzierte Geräte. Die Entwicklung des SD1152 zielte ursprünglich zwecks Umgehung von Patenten bei den Typenrädern auf die Verwendung eines Typenkorbes mit innenliegenden Druckmagneten. Die Zeichen sollten auf zwei Ebenen angeordnet werden, durch Heben/Senken des Typenkorbes sollte eine Umschaltung zwischen zwischen Groß- und Kleinbuchstaben erfolgen. Dieses Prinzip barg aber technische Probleme, so dass dann doch das Typenradprinzip favorisiert wurde.


Typenrad für Schriftart RUSTICA


Typenradmechanik am SD1152/252. Der Druckkopf ist hier
bereit zum Typenradwechsel zurückgeklappt.

Enthielt ein Typenrad keine deutschen Umlaute, halfen sich findige Anwender durch Veränderung des Druckertreibers mit einem Trick: Um ein Ü zu erzeugen, druckte man ein U, positionierten den Druckkopf ein Zeichen zurück und setzte Anführungszeichen (") darüber.

Wie alle Typenraddrucker waren die SD1152 nicht grafikfähig. Einige Programmierer kamen daher auf die Idee, die Grafiken aus Buchstaben zusammenzusetzen (ASCII-Art). Aus größerer Entfernung betrachtet, wirkten diese Bilder sogar recht realistisch.
Über spezielle Ausgabeprogramme konnte aber auch eine echte grafische Ausgabe erreicht werden: Man benutzte dazu ausschließlich das Punkt-Zeichen auf dem Typenrad (das dann als eine Art 1-Nadel-Drucker arbeitete und per Mikroschrittbefehlen positioniert wurde), was allerdings fürchterlich lange dauerte. Die Folge war außerdem, dass nach solchen Aktionen das Punkt-Zeichen auf den Typenrädern vollkommen abgenutzt war.


Hightech: Druckbild einer grafischen Kurve

Auch dieses Grafikbild wurde mit einem SD1152 gedruckt.

Als Papierarten konnten für die Typenraddrucker randgelochtes Endlospapier (Leporello), Endlospapier von der Rolle und Einzelblätter benutzt werden. Über einen Spezialeinzug war auch die Bedruckung von Sparbüchern im Sparkassen-Umfeld möglich.

Die SD1152-Drucker wurden meist als Auftischgeräte an K1520-Rechnern (wie dem A5120 und dem K8924), an K1600-Rechnern sowie als Einbaugeräte in den Computern A5110 und dem A5130 benutzt.

An einigen Stellen in der Literatur werden die SD1152-Drucker unter der Bezeichnung "SD1" geführt.

Im Gegensatz zu vielen Nadeldruckern drucken die Robotron-Typenraddrucker nicht nur zeilenweise, sondern bei Bedarf auch zeichenweise (jedes Zeichen wurde sofort verarbeitet). Damit war es möglich, die Typenraddrucker auch als Schreibmaschine zum Ausfüllen vorgedruckter Formulare zu benutzen. Man konnte also bei jedem Zeichen sofort sehen, ob der Druckkopf richtig positioniert war.

Technische Verwandte der Typenraddrucker waren die Typenrad-Schreibmaschinen: Einige davon hatten ein sogar ein Rechnerinterface und konnten so auch als Drucker-Ersatz genutzt werden, wobei die Druckgeschwindigkeit allerdings wesentlich hinter der der echten Typenraddrucker lag.


Drucker SD1152/251

(Alias SD 1152/251, SD-1152/251, CM 6317, CM-6317, SM6317, SM 6317, SM-6317)

Der 152/251 wurde ab 1981 vom Büromaschinenwerk Sömmerda produziert und stellte die kleine Ausführung dar, für einbahnigen Druck bis zur Größe DIN A3. Mit seinen durchschnittlich 35 Zeichen pro Sekunde gehörte er damals zu den mittelschnellen Druckern.


Typenraddrucker SD1152/251, der "Kleine".

Innenansicht des SD1152/251

Gestochen scharf: das Druckbild des SD1152/251 (Drucker-Selbsttest)

Bedruckt wurden Leporellopapier, Rollenpapier oder Einzelblätter. War ein schneller Wechsel zwischen unterschiedlichen vorgedruckten Papieren notwendig, benutzte man anstellen des "kleinen" SD1152/251 den größeren SD1152/252, der zwei Papierbahnen nebeneinander führen konnte und elektronisch zwischen beiden umschaltete.
Der SD1152/251 konnte mit mehreren Spezial-Papiereinzügen nachgerüstet werden, z.B. dem Konteneinzug 1161 und dem Magnetkontensystem MKS512.

Als Farbband war die Verwendung von Farbbandkassetten oder von Schreibmaschinen-Rollen möglich, letzteres natürlich mit automatischer Richtungs-Umschaltung. Die Erkennung des Farbbandtyps (Monostrike oder Multistrike) erfolgte automatisch anhand der Farbbandgehäuseform, woraufhin der Drucker automatisch den Vorschub des Farbbandes umschaltete.

Die Beherrschung der Geschwindigkeit von durchschnittlich 35 Zeichen pro Sekunde (maximal 40 Zeichen pro Sekunde) war schon eine technische Meisterleistung, wog doch der Druckkopf mit seinem Zubehör ganze 2 kg. Diese Masse musste also 35 x pro Sekunde beschleunigt und wieder sicher zu Stehen gebracht werden. Das Typenrad musste währenddessen schlimmstenfalls ½ Umdrehung pro Buchstabe machen und ebenfalls sicher zum Stehen gebracht werden. Anschließend schlug ein magnetischer Hammer das Zeichen durch das Farbband aufs Papier. Durch die großen auftretenden Kräfte war es notwendig, das Gehäuse sehr stabil zu machen, was sich in dem Gewicht des Druckers (38 kg) niederschlägt. Die Gehäusemaße betrugen 724x230x457 mm.


SD1152 in ungewöhnlichem Gehäuse, vermutlich ein Prototyp.

Noch ein SD1152-Prototyp



Bedienung

Nach dem Einschalten muss die gelbe Lampe in der Taste SLZ leuchten: sie signalisiert das Vorhandensein aller Betriebsspannungen. Der Druckkopf sollte sich nach links bewegen und anschließend die grüne Kontrollleuchte in der Taste SYN aufleuchten. Die rote Lampe in der Taste FF1 leuchtet, wenn bei eingebautem Papiertraktor kein Papier eingelegt ist.
Die Taste FF führt bei kurzem Drücken einen Zeilenvorschub aus und bei langem Drücken einen Seitenvorschub. Sie funktioniert nur, wenn der Drucker im Offline-Modus ist.
Ein längerer Druck auf die Taste SLZ schaltet die Sichtbarmachung der letzten Zeichen aus oder ein. Dabei rückt der Druckkopf automatisch ein Stück zur Seite, wenn gerade nicht gedruckt wird und gestattet so das sofortige Lesen der gedruckten Zeichen, beispielsweise beim Ausfüllen eines vorgedruckten Formulars.
Weiterhin besitzt der Drucker einen Drehschalter zur Eingabe der Papiergröße (4 Zoll, 6 Zoll, 8 Zoll oder 12 Zoll) und einen Einstellknopf für die Anschlaghärte.

Der Drucker besitzt vorn unter der Gehäuseverkleidung eine Online/Offline-Taste, die für den normalen Druck gedrückt sein muss. Weiterhin verfügt das Gerät über einen Sicherheitsschalter, der bei offenem Gehäuse den Drucker in den Offline-Modus schaltet. Zum Online/Offline-Modus gibt es keine Kontrollleuchte.
Unter der Gehäuseabdeckung befindet sich auch die Taste TEST, die im Offline-Modus bei kurzzeitigem Drücken ein Einzelzeichen des Selbsttests und bei längerem Drücken einen fortlaufenden Testdruck ausgibt.
Die Taste ZS2 unter den Gehäuseabdeckung schaltet auf den zweiten Zeichensatz um, was beim eventuellen Einsatz von Sonder-Typenrädern notwendig ist.

Schnittstellen

An Interfaces gab es für diesen Drucker: Letztere beide waren wahrscheinlich nicht-standardisierte Schnittstellen.
Zum Wechsel des Interfaces mussten mehrere Rechnerplatinen oder die gesamte Platineneinheit ausgetauscht werden. Der Steuerrechner (auf Basis des U880-Prozessors) befand sich in einer servicefreundlichen Einheit, die mit wenigen Handgriffen herausgenommen werden konnte.


Rechnerkassette des SD1152/251

Der Preis des SD1152/251 lag anfangs bei 1250 Mark, 1988 bei 7.277,16 Mark.
Der SD1152/251 wurde unter der Bezeichnung CM6317 in das SKR eingegliedert.

Von diesem Drucker haben bis heute nur noch wenige Exemplare überlebt. Ein funktionsfähiges Exemplar befindet sich im Rechenwerk Halle.


Drucker SD1152/252

(Alias SD 1152/252, SD-1152/252)

Dieser Drucker war die Breit-Version des SD1152/251 und unterschied sich von diesem durch eine zusätzliche Papierbahn. Er wurde ebenfalls ab 1981 vom Büromaschinenwerk Sömmerda produziert. Mit dem SD1152/252 war es möglich, zwei Blätter oder zwei Bahnen Endlospapier gleichzeitig zu benutzen. Der SD1152/252 wurde unter der Bezeichnung CM6317 in das SKR eingegliedert.


Typenraddrucker SD1152/252, der "Große"

Innenansicht des SD1152/252. Man beachte die 2 Traktoren

Je nach Kundenwunsch waren bei Einzelblättern und Rollenpapier folgende Papiergrößen möglich: Durch Auswechseln oder Umdrehen der Druckerwalze konnten die Papierbreiten jederzeit angepasst werden. Bei Benutzung des Papiertraktors (Leporellopapier) war die Papierbreite beliebig einstellbar.
Die Benutzung der rechten Papierbahn wurde vermutlich nur vom Betriebssystem SIOS unterstützt. Der SD1152/252 wurde auch als Einbau-Druckwerk in den Computern A5110 und A5130 verwendet.

Der Drucker verfügte über einen Selbsttest, der im Offline-Zustand durch Drücken der Test-Taste (rechts unter der Gehäuseabdeckung) ausgelöst werden konnte.

Die Gehäusemaße betrugen 922x230x457 mm bei einem Gewicht von 44 kg.

Von diesem Drucker haben bis heute einige Exemplare überlebt. Mehrere funktionsfähige befinden sich im Rechenwerk Halle.


Druckwerk SD1152/253

(Alias SD 1152/253, SD-1152/253)

Dieses Gerät bestand ausschließlich aus der Mechanikkomponente und war für den Export bestimmt. Die zugehörige Elektronik musste sich der Vertriebspartner selbst anfertigen. Das Druckwerk fand z.B. im Drucker "Commodore CBM8028" Verwendung und war auch im Drucker SD1152/255 verbaut.


Druckwerk SD1152/253

Vom SD1152/253 hat bis heute vermutlich nur 1 Exemplar überlebt: Es befindet sich im Museum in Sömmerda.


Drucker SD1152/255

(Alias SD 1152/255, SD-1152/255)

Dieser Drucker wurde ab 1982 gefertigt und war ausschließlich für den Export bestimmt. Er hatte die Mechanik SD1152/253 und eine Elektronikplatine, die mit westlichen Bauteilen bestückt war. Der SD1152/255 wurde in der Bundesrepublik unter dem Namen HandyType vertrieben.


Drucker SD1152/255

Drucker SD1152/255

Äußerliches Unterscheidungsmerkmal zum SD1152/257 war das in die dunkle Frontklappe integrierte Bedienfeld.

Vom SD1152/255 hat bis heute vermutlich nur 1 Exemplar überlebt: Es befindet sich im Museum in Sömmerda.


Druckwerk SD1152/256

Der SD1152/256 war, ebenso wie der SD1152/253, ein gehäuseloses Druckwerk für den OEM-Einsatz. Es wurde u.a. im Drucker SD1152/257 verbaut. Gegenüber dem SD1152/253 war der Kopfantriebsmotor um 90° gedreht, was zu kleineren Abmessungen der Baugruppe führte. Außerdem wurde die minimale Schrittweite des Druckkopfes von 1/60" auf 1/120" verbessert. Die Ansteuer-Elektronik war vom jeweiligen Anwender bereitzustellen.


Druckwerk SD1152/256

Vom SD1152/256 hat bis heute vermutlich nur 1 Exemplar überlebt: Es befindet sich im Museum in Sömmerda.


Drucker SD1152/257

(Alias SD 1152/257, SD-1152/257)

Der SD1152/257 wurde ab 1986 produziert und stellte gegenüber dem SD1152/251 bzw. dem SD1152/252 eine komplette Neuentwicklung dar, war außerdem der letzte in der DDR entwickelte Typenraddrucker. Im Gegensatz zum Schwestermodell SD1152/255 war er für den Einsatz in der DDR bestimmt, äußerlicher Unterschied waren die nach hinten ins Blechgehäuse versetzten Bedienelemente auf der Oberseite rechts am Drucker.


Typenraddrucker SD1152/257

Rückansicht des SD1152/257

Innenansicht des SD1152/257
Druckgeräusch. Am Anfang die Papiereinmessung.

Die Druckgeschwindigkeit wurde gegenüber dem SD1152/251 auf 40 Zeichen pro Sekunde erhöht, als maximale Papierbreite konnte A3 eingelegt werden. Die automatische Papiereinmessung per Lichtschranke machte ein randgenaues Einspannen des Papiers überflüssig.

Schnittstellen

Austauschbare Interface-Karten ermöglichten jetzt auch die problemlose Änderung des Übertragungsverfahrens.
Für den Drucker gab es folgende Interfaces:

IFSS-Interface-Kassette für den SD1152/257

Prototyp des SD1152/257 mit eingesetztem Klarsichtglas

Der Befehlssatz des SD1152/257 war mit der westlichen DIABLO-Drucker kompatibel. Wohl für den Export in die Bundesrepublik wurde für den Drucker ein spezieller Einzelblatteinzug entwickelt.

Im Jahr 1985 war der SD1152/257 für den "iF product design award" angemeldet. Bis heute haben einige Exemplare des Druckers überlebt. Ein Exemplar befindet sich im Rechenwerk Halle.


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