Festplatten

Festplatten gehören zu den Datenträgern und wurden in der 80er Jahren zunehmend als Datenspeicher eingesetzt. Der Vorteil gegenüber Disketten ist ihre größere Kapazität und die höhere Geschwindigkeit.

In den Bürocomputern (A7150, EC1834, EC1835, BC25, K8915, MPC4, P8000 und P8000 compact) wurden MFM-Platten mit 5¼ Zoll Breite und dem Interface ST506 (entwickelt von der Firma Seagate) eingesetzt.
In der Großrechentechnik (z.B. K1600) gab es auch Festplatten mit größeren Abmaßen.

Bis Mitte der 1980er Jahre gab es eine Produktion von Festplatten für Bürocomputer weder in der DDR noch in anderen Ländern des Ostblocks. Importe westlicher Festplatten in die DDR waren wegen des COCOM-Embargos offiziell nicht möglich. Ob die Befürchtung dahinter steckte, die DDR könnte die Festplatten zum Bau von Waffen verwenden, ist fraglich. Wahrscheinlicher ist, dass man dem politischen Gegner Hochtechnologie zwecks Verhinderung wirtschaftlichem Aufschwungs vorenthalten wollte.

Den Bedarf an 5¼-Zoll-Festplatten für die Bürocomputer versuchte man durch illegale Importe zu beseitigen. So wurden Lieferungen z.T. über Drittländer abgewickelt. Außerdem wurden Paletten mit Festplatten auf LKW hinter "harmlosen" Gütern getarnt (und mit falschen Lieferpapieren versehen) ins Land geschmuggelt. Auf den Platten wurden dann äußerlich die Namen der Originalhersteller entfernt und durch Namensschilder von Robotron ersetzt. Damit versuchte man offenbar, politische Verwicklungen durch Bekanntwerden der illegalen Importe zu verhindern.

Später gelang es der DDR über ähnlich undurchsichtige Kanäle, eine Produktionsstraße für Festplatten der Firma Microscience zu erhalten. Diese Anlagen wurden von Robotron Zella-Mehlis im Zweigwerk Meinigen aufgebaut und damit die Festplatten der Typen K5504.20, K5504.50 und K5504.80 produziert, wiederum mit Aufklebern von Robotron versehen. Sichere äußerliche Erkennungszeichen der in der DDR gefertigten Platten gab es nicht.
Während anfangs alle Komponenten für die Festplatten importiert wurden und nur die Montage in Meinigen erfolgte, ging man später zunehmend dazu über, eigene Bauteile zu benutzen. Dies betraf z.B. die Festplattengehäuse (dazu wurde eine Alu-Druckgießerei in Zella-Mehlis aufgebaut), Dichtungen, mechanische Teile, Leiterplatten und die Magnetscheiben. Die Magnetköpfe waren hingegen immer Importteile. Die in Meinigen produzierten Magnetscheiben hatte eine silbern glänzende Beschichtung (Kobalt), während importierte Magnetscheiben z.T. eine braune Schichtfarbe (Ferrit) hatten.

Für die 1990er Jahre war geplant, immer mehr DDR-Technik in den Platten zu verbauen (und damit von den Importen unabhängig zu werden), die politische Wende 1990 und damit die Verfügbarkeit originaler und modernerer Festplatten führten aber bald darauf zu einer Einstellung der Produktion.

Die Festplatten mit VS-Typenbezeichnungen waren immer Importe aus westlichen Ländern. Ein Nachbau dieser Typen war nicht geplant.


Festplatte K5504.20

(Alias K 5504.20, K-5504.20)

Diese MFM-Festplatte mit 20 MByte Größe wurde hauptsächlich im Computer A7150, in der Festplattenvariante des MPC4 sowie im BC25 benutzt.

Neben Importen aus dem westlichen Ausland (Firma Microscience) wurde die K5504.20 auch in der DDR gefertigt, genau gesagt im Meininger Werk des VEB Robotron Elektronik Zella-Mehlis.


Festplatte K5504.20

Rückansicht der K5504.20

K5504.20, geöffnet

Der Kopfschlitten wurde über ein Stahlband vom außen liegenden Schrittmotor angetrieben.
Zur Isolierung war auf der Unterseite des Festplattengehäuses eine Platte aus Pappe angebracht, die nicht entfernt werden sollte.

Zu beachten war bei dieser Festplatte, dass sie keinen eigenen Parkmechanismus hatte und daher immer manuell per Parkbefehl geparkt werden musste. Ansonsten drohte ein Festplattenschaden. Außerdem besaß die K5504.20 keine Kopfverriegelung. Eine Verdrehung der außen liegenden Schwungscheibe im ausgeschalteten Zustand musste daher unbedingt vermieden werden.

Die Festplatte hatte 4 Köpfe und 625 Spuren und war mit der Importfestplatte Microscience HH725 baugleich.


Festplatte K5504.50

(Alias K 5504.50, K-5504.50,HH-1050)

Diese MFM-Festplatte mit einer Kapazität von 50 MByte war bei 16-Bit-Rechnern weit verbreitet.
Sie wurde z.B. in den Bürocomputern A7150, EC1834 und der Workstation P8000 verbaut.

Neben Importen aus dem westlichen Ausland (Firma Microscience) wurde die K5504.50 auch in der DDR gefertigt, genau gesagt im Meininger Werk des VEB Robotron Elektronik Zella-Mehlis.


Festplatte K5504.50

Rückansicht der K5504.50.

Innenansicht der K5504.50.

Der Kopfschlitten wurde über einen Linearmotor bewegt. Die Positionsinformationen dazu (Servospuren) waren auf einer zusätzlichen Magnetscheibe (6. Kopf) abgelegt.
Zur elektrischen Isolierung war auf der Unterseite des Festplattengehäuses eine Platte aus Pappe angebracht, die nicht entfernt werden sollte.

Die K5504.50 hatte 5 Datenköpfe und 1024 Spuren und war selbstparkend.

Leider hat sich die K5504.50 als recht störanfällig erwiesen. Die Parkvorrichtung neigt bei einigen Exemplaren zum Festhängen, außerdem sind Defekte im Bereich der Servospuren nicht selten, was zum Daten-Totalverlust führt

Die K5504.50 mit der Importfestplatte Microscience HH1050 baugleich.


Festplatte K5504.80

(Alias K 5504.80, K-5504.80, HH-1090)

Über diese RLL-Festplatte mit einer Kapazität von 80 MByte ist bislang wenig bekannt.
Möglicherweise wurde sie erst nach dem Ende der DDR in PCs verbaut. Neben Importen aus dem westlichen Ausland (Firma Microscience) wurde die K5504.80 auch in der DDR gefertigt, genau gesagt im Meininger Werk des VEB Robotron Elektronik Zella-Mehlis.


Ganz in Schwarz: Festplatte K5504.80

In den Rechnern A7150, EC1834 und der Workstation P8000 kann sie als MFM-Festplatte benutzt werden, allerdings dann nur mit einer Kapazität von 50 MByte.

Mechanisch scheint die K5504.80 mit der K5504.50 baugleich zu sein.

Die schwarzen Gehäuse, die es z.T. auch bei der K5504.50 gab, entstammten der Robotron-Fertigung, waren also keine Importe. Diese wurden in dem speziell für die Speicherproduktion in Zella-Mehlis errichteten Aluminium-Druckgusswerk gefertigt und mittels Flammstrahlverfahren beschichtet. Die Beschichtung sieht aus wie lackiert, ist aber ein Kunststoffüberzug, also ohne Lösungsmittel aufgebracht. Das Ergebnis ähnelt folglich dem Wirbelsinter-Verfahren. Möglicherweise wurde die Beschichtung deshalb gemacht, weil die selbstgefertigten Al-Gehäuseteile auch nach der Chromatierung ungenügend korrosionsbeständig waren. Es gab Inhomogenitäten in der Oberfläche, die stark korrodierten. Die Korrosion war an solchen Stellen so stark, dass sich ein weißes Pulver bildete (nachwei