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Robotrontechnik-Forum » Technische Diskussionen » Alter Kupferlackdraht für neue Projekte » Themenansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000
07.11.2015, 17:07 Uhr
Digitalmax

Avatar von Digitalmax

Hat hier jemand Erfahrungen mit alten Kupferlackdraht? Ich habe hier noch einige Rollen aus den 60iger Jahren. Da ist hauptsächlich Öllack verwendet worden. Ich überlege, ob ich in der langweiligen Jahreszeit auch einen Versuch zum Thema ÜHA78 mache, traue aber der Öllackisolierung nicht so recht. Wenn es da negative Erfahrungen gibt, spare ich mir lieber die mühselige Wickelei.

Gruß Matthias
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001
07.11.2015, 22:45 Uhr
Heiko_P



Ich hatte mal alten Draht wo der Lack spröde geworden ist, sowas ist nicht zu empfehlen. Für Versuche mit dem ÜHA78 nimm lieber neues Material. Schon ein kleiner Fehler bei der Isolation macht die ganze Arbeit zunichte.

Gruß
Heiko
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002
08.11.2015, 08:24 Uhr
Buebchen



Hallo!
Nach meiner Kenntnis hat Öllackisolierung eine Spannungsfestigkeit von 20V.
Der neue Draht mit Purlackisolierung oder Polyamidisolierung eine Spannungsfestigkeit von ungefähr 800V. Die soll er auch noch beim einmaligem verdrillen und einer Belastung mit einem Gewicht von mir unbekannter Grösse haben.
Ausserdem ist der neue Draht ziemlich schlagfest.
Es ist also warscheinlich nicht zweckmässig den alten Draht für Hochspannungsanwendungen zu nehmen. Es kommt hinzu das die Lötstellen die nicht mit Masse verbunden sind Kugelförmig ausgeführt werden müssen um Materialwanderung bei Sprüherscheinungen zu unterbinden.
Die Isolierung sollte keine Lufteinschlüsse haben um Feldstärkeunterschiede in der Wicklung zu vermeiden. Also Verguss im Vakuum ist nötig. Nach meiner Erfahrung am besten mit Paraffin Schmelzpunkt um 70°C.
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003
08.11.2015, 17:01 Uhr
Digitalmax

Avatar von Digitalmax

Vielen Dank an Heiko und Buebchen, ich werde das mit dem ÜHA wohl lieber bleiben lassen. Vielleicht fällt mir ja noch ein geeignetes Projekt für mein Kupferdraht ein.

Gruß Matthias
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004
09.11.2015, 15:35 Uhr
Buebchen



@Digitalmax
Hallo!
Für HF Anwendungen ist der Draht ohne Einschränkungen zu gebrauchen.
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005
11.11.2015, 20:40 Uhr
Daniel

Avatar von Daniel

Hallo Digitalmax,

mit alten Kupferlackdraht (hergestellt 1978) habe ich alle meine HS-Wickel der ÜHA78 gemacht. Zufällig passt das Herstellungsjahr zur Bezeichnung des Zeilentrafos. Ich konnte keine Alterserscheinungen feststellen, nur, dass sich der Draht schlecht löten ließ. Das war aber vermutlich bei der Drahtsorte schon immer so. Mit einem Glasfaserpinsel habe ich deshalb das Kupfer freigelegt. Ein Hobbykollege hat beim Löten mit Salecylsäure gute Erfahrung gemacht. Das hängt aber vom verwendeten Lack ab.

Gruß Daniel

Dieser Beitrag wurde am 11.11.2015 um 20:41 Uhr von Daniel editiert.
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006
12.11.2015, 13:30 Uhr
Germaniumröhre



Hallo,

wenn der Lack fest ist kann die alten Drähte für Alles nehmen, wenn man alle 30V isoliert.

Allerdings für Zeilentrafos und deren hoher Windungsspannung würde ich auch eher neuere Drähte mit spannungsfesterer Isolaltion wählen - vorsichtshalber wegen der vielen Arbeit.
Bei richtiger fachgerechter Vakuumtränkung würde aber auch der alte Draht gehen.

Lötfähig sind nur Polyurethandrähte - meist rot lackiert.
Polyester-, Polyamid-, Öllack- und Emaillackdrähte sind nicht lötfähig und müssen mechanisch oder chemisch vom Lack befreit werden - bei dicken drähten einfach mit dem Lackkratzer und bei dünnen Drähten durch Abbrennen mit sehr heißen Lötkolben oder ablösen mit Ameisensäure. Ob Salizylsäure auch geht , weiß ich nicht. Aber ein Flußmittel mit Salizylsärezusatz ist sehr gut bei korrodierten Drähten.
Aber alle Chemie muß wieder abgewaschen werden.
Ich bevorzuge die sehr heiße Spitze einen 60...80W Lötkolbens mit festem Kolophonium und leichtem Reiben der Spitze auf dem Draht qualmt wie sau, aber geht gut.
Dabei ist dünner Draht ab 0,1mm abwärts.

Viele Grüße
Bernd
--
Kombjuder sorgen für Arbeit, die man ohne Diesem sicherlich nicht hätte.

Dieser Beitrag wurde am 12.11.2015 um 13:32 Uhr von Germaniumröhre editiert.
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007
12.11.2015, 13:45 Uhr
robbi
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Avatar von robbi

In der DDR war alles Schei..!

Zitat:
Nach meiner Kenntnis hat Öllackisolierung eine Spannungsfestigkeit von 20V.
Der neue Draht mit Purlackisolierung oder Polyamidisolierung eine Spannungsfestigkeit von ungefähr 800V.


Diese beiden Werte im Zusammenhang sagen alles. Da brauchen wir uns ja beim ÜHA78-Nachbau keine Gedanken zu machen! West-CuL und das Ding hält ewig.

In alten Büchern findet man auch nur wenig, viele habe ich leider in den 90ern weggeworfen...
Leider besitze ich keine TGL und will sie mir auch nicht besorgen.
Der "neue" Friedrich aus dem Dümmler-Verlag (Nomen est Omen) enthält sehr viele aber unbrauchbare und unpraktische Tabellen.
Der Friedrich aus dem VEB Fachbuchverlag Leipzig ist sehr viel aussagekräftiger und enthält praxisnahes Wissen:

Öllacke:
"Öllacke (im Ofen oder an der Luft trocknende) sind Lösungen von Harzen, Kunstharzen, Asphalt in Leinöl und Holzöl, denen ein Trockenstoff und flüchtige Lösungsmittel zugesetzt sind."
weiter:
"Ofentrocknende Lacke sind stets vorzuziehen (elastischer, widerstandsfähiger gegeh elektrische, mechanische und chemische Angriffe). "
und weiter unten:
"Durchschlagspannung > 5kV für die 0,12 mm dicke Probe. Dielektrizitätszahl 2,2...3,2."

Die entsprechenden DIN werden vom Beuth-Verlag unter Verschluß gehalten.
Nach Angaben in DIN EN IEC 60317-0-1 erreichen bei Raumtemperatur die Durchschlagspannungen in Abhängigkeit vom Durchmesser überraschende Werte:
0,04 mm --> 225 V --- Lackdicke 0,002?
1,25 mm --> 2,7 kV --- Lackdicke 0,017?
Siehe hier: http://www.heermann-gmbh.de/tabellen/Tabelle-Kupferlackdraehte1.html
Dazu wird angegeben "Hochspannungsfehlerzahl (Fehlerzahl auf 30m bei Prüfspannung)" <5/1000V
Dem entnehme ich, daß bei der Parallelführung zweier CuL-Leitungen auf einer Länge von 30 m 5 Überschläge bei 1000V auftreten? Was ist das denn für eine Aussage?

Aus der Erinnerung: Die maximale Lagenspannung wurde mit ca. 37,5V angenommen, darüber sollte je nach Drahtstärke eine entsprechende Isolierfolie eingesetzt werden. Ich würde diesen Wert auch heute nicht übersteigen wollen. Angaben dazu gibt es ja leider nicht.

Bei abgewickeltem CuL-Draht aus einem Trafo, der wohl längere Zeit höheren Tepmperaturen ausgesetzt war, habe ich mal Versprödungen des Lackes festgestellt.

Die Qualität der CuL aus dem KWK bzw. KWA sind ausgezeichnet. Ich würde die ohne Bedenken einsetzen. Es gab später auch polyesterbeschichtete CuL mit ähnlichen Eigenschaften. Bei PUR-CuL aus der DDR habe ich auch Abplatzungen gesehen.

Ich verwende heute mit großem Erfolg doppeltisolierten polyesterbeschichteten 0,3 mm CuL aus dem KWK für die Handverdrahtung von Funktionsmustern. Die werden mechanisch und thermisch arg strapaziert, und es gab bisher keine Ausfälle/Schlüsse.
Mit 0,12 mm CuL von ebenda werde ich meine ÜHA78-Versuche demnächst abschließen.

CuL mit Öllack ist nicht lötfähig. Man muß ihn abkratzen, abschmirgeln oder abbrennen (in der gelben Flamme eines Spiritusbrenners). Die blaue Flamme glüht ihn zu sehr aus. Unter starker Hitze ist ein Abschälen des Lackes auch mit Salizylsäure erreichbar. Vorsicht beim Einatmen!
--
Schreib wie du quatschst, dann schreibst du schlecht.
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008
12.11.2015, 18:02 Uhr
Buebchen



Hallo!
Auch in der DDR gab es schon anfang der siebziger Jahre hergestellten Draht, der mit einer anderen Isolierung als dem früher, um 1950 üblichen Öllack überzogen war.
Ausserdem gab es Draht mit einer über die doppelschichtig ausgeführte isolierung zweimal mit einem (Kunst) Seidenfaden umwickelte Drähte. Die wurden bei uns am Zentralinstitut für Elektronenphysik bevorzugt für Hochspannungswicklungen verwendet. Sie liessen sich besonders gut eingiessen, ohne das sich Luftblasen gebildet haben. Diese Luftblasen waren meist die Ursche für spätere Ausfälle.
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