077
05.05.2021, 18:40 Uhr
Bert
|
Vielleicht hab ich was falsch verstanden, aber ich wunder mich, warum bei der Kassettengeschichte so rumgeeiert wird.
Im Grunde geht es doch darum Rechteckschwingungen, die das Gerät ausgibt auf Kassette aufzunehmen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abzuspielen. Für den Empfang beim Rechner sind i.d.R. nur die Zeitpunkte des Nulldurchgangs relevant.
Es folgt ein kurzer Exkurs in die Signaltheorie:
Damit ein Rechtecksignal bei der Übertragung rechteckig bleibt, bräuchte man theoretisch unendlich viel Bandbreite. Das gibt es real nicht; jedes System ist bandbreitenbegrenzt, egal ob die Telefonleitung, die DSL-Leitung, ein Fernsehkanal oder eben auch eine Kassettenaufzeichnung.
Je niedriger die Bandbreite ist, desto stärker werden die Flanken abgeflacht und die Ecken eines Signals abgerundet.
Beim KC85 werden z.B. die Frequenzen 600 Hz, 1200 Hz und 2400 Hz verwendet. In der folgenden Grafik ist das theoretisch perfekte Signal ganz oben abgebildet. Beginnend mit ein paar Trennzeichen folgen 8 Datenbits, noch ein Trennzeichen und 8 weitere Datenbits:
 Darunter ist dargestellt, wie sich ein Tiefpass bzw. eine Bandbreitenbegrenzung auf das Signal auswirkt. Die Grenzfrequenzen sind jeweils 8 kHz, 4 kHz und 2 kHz.
Bei 2 kHz Grenzfrequenz erkennt man, das die Flanken so flach sind, das für eine schnelle binäre Eins (2400 Hz) die Amplitude schon arg reduziert wird.
Im untersten Bild ist zusätzlich zu der niedrigen Grenzfrequenz noch ein Rauschen überlagert. Soweit zu Signaltheorie.
Ich würde mir jetzt ein Oszilloskop schnappen und als erstes anschauen, wie das Signal aussieht, was bei der Aufzeichnung zum Recorder geht. Wenn das sauber ist und ungefähr so aussieht, wie im zweiten Bild von oben, dann schaut man sich an, wie das Signal aussieht, was vom Recorder (oder die Soundkarte eines PC) zurück kommt. Wenn das so aussieht, wie im mittleren Bild, und der Rechner empfängt trotzdem keine richtigen Daten, dann ist was im Rechner nicht in Ordnung. Es gibt Schaltungen (+Empfangsroutinen) die fehlertoleranter sind, andere sind es weniger.
Zusätzlich zu den hier gezeigten Einflüssen von Bandbreite und Rauschen können noch zeitliche Verzerrungen (Jitter/Gleichlaufschwankungen), Phasendrehung, Verstärkung/Amplitude, unterschiedliche Geschwindigkeiten und/oder zusätzliche DC-Offsets dem Signal zusetzen.
Das was hier bisher betrieben wird, ist doch nur wildes Rumprobieren statt Ursachenforschung, oder?!?
@Perser: Hast Du ein Oszilloskop oder kannst Dir eins besorgen? Wenn ja, bin ich gern bei der Fehlersuche behilflich.
Viele Grüße, Bert |