Nadeldrucker (sonstige)

Nadeldrucker waren in allen Bereichen der Rechentechnik verbreitet.
Sie erreichten Druckgeschwindigkeiten bis 200 Zeichen pro Sekunde bei einer mäßigen Druckqualität und sorgten aber dabei für eine nicht unerhebliche Geräuschbelästigung im Büro.
Die meisten Nadeldrucker in der DDR wurden vom VEB Büromaschinenwerk Sömmerda gefertigt, so z.B. die K631x-Serie, die K632x-Serie und die SD115x-Serie.
Hier soll nun noch auf einige exotische Geräte eingegangen werden.


Nadeldruckerserie NP3024

(Alias NP 3024, NP-3024, NP 3124, NP-3124, NP 3224, NP-3224)

Diese Drucker wurden vom Büromaschinenwerk Sömmerda unter dem Seriennamen K6330 entwickelt und dann unter der Firmenbezeichnung Soemtron mit dem neuem Gerätenamen NPxxxx vertrieben. Die Serienproduktion der NP3024-Drucker erfolgte nur 1991 und wurde durch die Einstellung der gesamten Sömmerdaer Druckerproduktion Ende 1991 jäh beendet.

Die NP3024-Drucker waren vermutlich die einzigen 24-Nadel-Drucker (die Nadeln waren in 2 Spalten nebeneinander angeordnet) der DDR. Der Druckkopf wurde aus Italien (Firma Microlys) geliefert. Eine Ablösung durch eine Eigenproduktion war vorgesehen, wurde aber nie realisiert. Die NP3024-Drucker waren mit einer Geschwindigkeit von 288 Zeichen pro Sekunden sogar schneller als die Drucker der K632x-Serie.
Im Grafikmodus konnte mit einer Auflösung von 360x360 dpi (Punkten pro Zoll) gearbeitet werden. Schönschriftmodus (NLQ) und ladbare Zeichensätze rundeten die Fähigkeiten dieser Drucker ab.
Es wurde folgende Modelle gebaut: Es konnten Einzelblattpapier, Rollenpapier oder Leporellopapier bedruckt werden.


Drucker NP3124

Typenschild des NP3124

Innenansicht des NP3124

Innenansicht des NP3124, ohne Netzteil

Selbsttest des NP3124

Die C-Varianten ermöglichten auch die Benutzung von Vierfarb-Bändern bunte Ausdrucke.


Drucker NP3124C

Drucker NP3124C mit Zubehör

Drucker NP3124C mit Einzelblatt-Einzug

Innenansicht des NP3124C

Rückansicht des NP3124C

Selbsttest des NP3124C

Grafikdruck auf dem NP3124C

Die Drucker wurden über ein steckbares Interface mit dem Rechner verbunden. Als Schnittstellen war möglich:

Speichermodule für den NP3024

Centronics-Modul

V.24-Modul

Schwarzes Farbband für NP3124 und für NP3124C

...und Colour-Farbband für NP3124C

Vom NP3124 haben bis heute vermutlich nur zwei Exemplare überlebt, vom NP3124C 1 Exemplar.


Nadeldruckerserie Robotron K6330

(Alias K 6330, K-6330, K 6331, K-6331, K 6333, K-6333, K 6335, K-6335, K 6336, K-6336)

Bei diesen Druckern handelt es sich um Entwicklungen des Büromaschinenwerk Sömmerda, die aber nicht in Serie produziert wurden. Sie waren mit einem 24-Nadelkopf aus eigener Produktion bestückt und erreichten im Entwurfsmodus eine Geschwindigkeit von 240 Zeichen pro Sekunde sowie im LQ-Modus eine Geschwindigkeit von 80 Zeichen pro Sekunde.


Drucker K6335

Bedienpult des K6335

Es waren mehrere Varianten geplant: Außer den eingebauten Schriftarten konnten weitere Schriftarten über Steckkassetten hinzugefügt werden. Natürlich war auch der Druck im Grafikmodus ohne Nutzung der Druckerschriftarten möglich.

Papierseitig war die Nutzung von Einzelblättern und von Leporellopapier möglich, wobei eine Papiereinmessung (Randerkennung) erfolgte. Optional konnte ein Stapeleinsatz für Einzelblätter aufgesetzt werden. Die Farbversionen des Druckers konnten vier Grundfarben drucken sowie vier weitere durch Farbmischung.

Bei den Schnittstellen zum Rechner konnte zwischen Centronics, V.24 und IFSS gewählt werden.

Wahrscheinlich wurde die K6330-Entwicklung hin zu den langsameren Geräten NP3024 umgeschwenkt. Messemuster (Prototypen) wurden aber offensichtlich noch hergestellt. Die K6330-Drucker gelten heute als ausgestorben.


Drucker Etigraph 1000 / ET1000

(Alias ET 1000, ET-1000, ETIGRAPH1000, ETIGRAPH-1000, Etigraf)

Der Etigraph 1000 war 1990/91 eine Gemeinschaftsentwicklung des (bereits privatisierten) Büromaschinenwerk Sömmerda mit der Firma Heinrich Gerbers Nachfahren aus Lichtenau bei Nürnberg, letztere hatte auch den Namen des Geräts bestimmt.

Gegenüber dem Thermodrucker Etigraph 2000 war der Etigraph 1000 mit einem 24-Nadel-Druckkopf bestückt und bedruckte maximal 120 mm breite, auf Rolle gelieferte Normalpapieretiketten mit einer Geschwindigkeit von 200 Zeichen pro Sekunde. Zum Gerät gehörten eine Abwickeleinheit und eine Aufwickeleinheit.

Der im Drucker integrierte Datenpuffer ermöglichte das wiederholte Ausdrucken des gleichen Etiketts ohne nochmalige Datenübertragung.
Der ET1000 war nicht grafikfähig, konnte allerdings Barcodes drucken (EAN8, EAN13, Code39, Codabar, 2/5 interleaved, UPC-A und UPC-E).

Heute gilt das Gerät als ausgestorben.
Wer besitzt so ein Gerät oder hat Bilder davon?


Nadeldrucker Robotron LX86 / Robotron P87RC

(Alias P 87 RC, Robotron LX-86)

Dieser von der Firma EPSON (Originaltyp LX86) hergestellte Drucker wurde, mit dem Robotron-Logo verziert, in der DDR im Büroumfeld eingesetzt und teilweise mit den Bürocomputern PC1715, EC1834, A7100 und A7150 ausgeliefert. Technisch gesehen war er den K631x-Druckern ähnlich.


Drucker P87RC

Drucker P87RC, geöffnet

Am 30. November 1985 wurde von DDR-Wirtschaftsminister Günter Mittag die Zusatzproduktion von 10.000 Computern PC1715 für die Volkswirtschaft der DDR initiiert und beschlossen, was aufgrund eines Zahlenfehlers (geplant waren eigentlich 1.000 Exemplare) passierte. Ein damit verbundenes Problem (neben vielen andern zur materiell-technischen Absicherung) dieser Zusatzproduktion bestand darin, dass alle zusätzlichen PCs, die an DDR-Betriebe und Institutionen geliefert werden sollten, auch mit Druckern ausgestattet werden sollten, um einen möglichst großen Nutzen zu erzielen. Die Zusatzproduktion der PC1715 band im BWS so viele Ressourcen, dass eine Produktion von zusätzlich 10.000 Druckern K6311/ K6312 bzw. K6313/K6314, die ja ebenfalls im BWS produziert wurden, nicht möglich war. Die gesamte BWS-Druckerproduktion war ausbilanziert (NSW-Export, Export in die Sowjetunion, Inlandsbedarf). Der Betrieb sah maximal die Möglichkeit, 2000 Drucker zusätzlich für die PC1715-Zusatzproduktion bereitzustellen. Damit war es notwendig, einen Bilanzausgleich zu schaffen bzw. wurde der Beschluss gefasst, preislich günstige und funktionell gleichartige Drucker aus dem NSW [Nicht-Sozialistisches Wirtschaftsgebiet] zur Sicherung der Zusatzproduktion zu beziehen. Die Wahl fiel auf die stabilen Epson-Produkte FX85 bzw. in der breiten Variante FX1000, die von der Funktionalität und der Bedienung weitgehend den Robotron-Produkten K6313/K6314 entsprachen. Ein weiterer Grund für diese Wahl war die Möglichkeit der Nutzung der Robotron-Farbbandkassetten für diese Modelle. Die Epson FX85/FX1000 waren im Jahre 1986 bei Epson schon Auslaufmodelle und lagen damit im preislich unteren Marktsegment, da die moderneren (schnelleren) EX-Modelle schon auf dem Markt waren. Den Kauf wickelte Robotron-Vertrieb Berlin ab. Mit dem Drucker wurde das originale Handbuch von EPSON ausgeliefert.

Technisch gab es in Bezug auf Nutzung mit dem Bürocomputer PC1715 drei Probleme zu lösen: BWS hat mit dem robotron-Außenhandel die Auswahl und die Ausstattung der EPSON-Drucker bestimmt. Bestandteil der Liefervereinbarung war auch die Lieferung der Drucker mit dem robotron-Logo durch EPSON, was aufgrund des Vertragsvolumens auch akzeptiert wurde, aber durch technologische Vorbereitungszeit (Bereitstellung der Siebdruckvorlagen durch Robotron, Umsetzung im EPSON-Produktionszyklus) nur für einen Teil der Lieferung realisiert wurde. Es wurden ca. 2500 Stück FX85 und 5500 Stück FX1000 geliefert. Die Lieferpreise für den FX85 lagen unter 400,- DM und für den FX1000 unter 600,-DM. Die Lieferung der EPSON-Drucker erfolgte an Robotron-Vertrieb Berlin (dem Leitvertriebsbetrieb für PCs), der dann auch die Verteilung (auch über die regional zugeordneten anderen Robotron-Vertriebsbetriebe) an die bilanzierten Endverbraucher (PC1715-Endnutzer) vornahm. So ist sicher auch zu erklären, dass andere Robotron-Geräte oder auch andere Drucker-Bedarfsträger mit EPSON-Druckern versorgt wurden.

Die Maße des Druckers waren 422x84x315 mm bei einem Gewicht von 5,2 kg.
Die Druckgeschwindigkeit des 9-Nadel-Druckers betrug im Textmodus 120 Zeichen pro Sekunde, wobei bidirektional mit Druckwegoptimierung gedruckt wurde. Im Grafikmodus wurde hingegen unidirektional gedruckt.
Die Transportgeschwindigkeit des Papiers lag bei 6,6 Zeilen pro Sekunde.

Die maximale Papiergröße war DIN A4, wobei Einzelblätter mit dem Walzenantrieb sowie Leporellopapier mit dem aufsteckbaren Traktoreinzug verarbeitet werden konnten. Neben dem Originalpapier konnte gleichzeitig maximal 1 Durchschlag (Blaupapier) erstellt werden.

Der P87RC wurde in der DDR zu einem Preis von 4533 Mark verkauft.


Nadeldrucker Robotron FX1000

(Alias FX 1000, FX-1000)

Dieser Drucker wurden von der Firma EPSON für Robotron produziert. Seine Geschichte ist mit der des Druckers LX86 identisch.

Der FX1000 verarbeitete Papier mit einer Breite bis DIN A3 als Endlospapier oder Einzelblätter. Bei Schnelldruck erreichte er eine Geschwindigkeit von bis zu 380 Zeichen pro Sekunde, im NLQ-Modus von 68 Zeichen/Sekunde.
Die Abmaße des Gerätes betrugen 625 x 154 x 380 mm bei einem Gewicht von 9,2 kg.

Er kam, ebenso wie der originale FX1000, am Computer MPC4 sowie am Computer PC1715 zum Einsatz. Auch eine Kopplung mit den Computern EC1834 oder A7150 war möglich.


Drucker FX1000



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