000
14.01.2013, 09:50 Uhr
AE
Default Group and Edit
|
Bei der Prüfung von Leiterkarten des MC80.3x stieß ich auf nachfolgend beschriebenes Phänomen: Nach dem Einbau bestimmter einzelner SPE2-Leiterkarten (32K dynamisch RAM [U256] und bis zu 16K EPROM [U2716]) ließ sich der Rechner nach Erscheinen des Eröffnungsbildschirms nicht mehr sinnvoll bedienen. Das Kommando "INIT" brachte keine positive Veränderung. Ich habe in der Zwischenzeit die in EPROMs abgelegten Programme dahingehend ergänzt, daß mir einige debug-Kommandos sofort nach Netz-EIN bzw. RESET zur Verfügung stehen und nicht erst von Kassette geladen werden müssen. So stellte ich fest, daß der RAM nicht korrekt initialisiert wird. Das Kommando "INIT" schreibt auf die erste RAM-Adresse 0FFH und verteilt den zurückgelesenen Wert dann mittels Maschinenkodebefehl "LDIR" auf den dahinterliegenden RAM-Bereich. Erster Gedanke - Einzelne RAM-Schaltkreise defekt. Doch wenn ich mit dem "RAM"-Kommando einzelne Speicherplätze mit beliebigen Hexbytes beschreibe und rücklese (Das "RAM"-Kommando des MC80.3x macht das Rücklesen im Gegensatz zum MC80.2x nicht automatisch!), arbeiten alle empirisch gewählten RAM-Speicherzellen korrekt. Rein zufällig bemerkte ich, daß nach einer "Aufwärmzeit" von einigen Minuten auch das Kommando "INIT" dann den Speicher fehlerfrei inialisiert. Der Rechner ist dann diesbezüglich voll funktionsfähig. Selbst ein Ausschalten ändert daran nichts. Erst nach längerem "Abkühlen" beginnt das Spielchen wieder von vorn. Gegen einen "gewöhnlichen" Thermoeffekt spricht jedoch, daß sich mit dem RAM sowohl programmgesteuert manuell bzw. über von mir in EPROMs gespeicherten Kode sofort korrekt arbeiten läßt; nur halt nicht mittels "INIT" und damit arbeiten große Teile des Betriebssystems EGOS nicht fehlerfrei.
Hat jemand eine plausible Erklärung für dieses Verhalten?
Ob ein analoges Phänomen auch beim RAM auf der ZVE-Leiterkarte vorkommt, wurde von mir bisher nicht untersucht, da es schwieriger zu beobachten ist. (Dazu ist ein destruktiver Eingriff in das EGOS oder ein völlig eigenständiges boot- und debug-Programm erforderlich.)
Wieder einmal zeigt sich, daß die damals übliche Herangehensweise "Alles funktioniert - und wenn nicht, dann ist das Sache von Spezialisten (=Arbeitsbeschaffung)" weder der Weisheit letzter Schluß ist noch dem Umgang mit dem Rechner sonderlich dienlich war bzw. ist. Es fehlt aus mangelndem Verantwortungsbewußtsein der Programmierer schlichtweg ein angemessener Selbsttest/Fehlerdiagnose für den Rechner. Das ist auch heute für die Instanthaltung oder Wiederinbetriebnahme musealer Rechentechnik besonders ärgerlich... |