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Autor Thread - Seiten: -1-
000
19.02.2012, 19:05 Uhr
Micha

Avatar von Micha

ein ehemaliger Kollege hat mir vor vielen Jahren mal erzählt, dass er zu DDR-Zeiten ab und zu im Rechenzentrum der Leuna-Werke an einer Anlage mit der Bezeichnung CDC gearbeitet hat. Könnte eventuell auch CTC heissen, bin da aussprachebedingt nicht ganz sicher. Nach dem was ich verstanden habe, war die CDC kein Großrechner, eher etwas in der damaligen Klasse der Minicomputer.

Nun bringt allerdings für mich weder googeln noch Suche auf robotrontechnik.de Licht ins Dunkel, was das für ein Computer gewesen sein könnte. Kann hier jemand was mit dem Kürzel anfangen?
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001
19.02.2012, 19:20 Uhr
runni



Moin,

CDC = Control Data Corporation
in der tat gab es ein (mehr?) Rechner der CDC in der DDR z.B. eine Cyber 180-830? in Berlin, näheres ist mir leider auch nicht bekannt.

http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1982/34/1183681/

Gruß,
RN
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002
19.02.2012, 19:27 Uhr
Tom Nachdenk



Der Seite zufolge gabs von CDC auch (mindestens einen) Minicomputer

http://www.dvq.com/oldcomp/minis.htm

Genaueres kann DIr vermutlich nur jemand sagen der das entsprechende Rechenzentrum von innen kennt.
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003
19.02.2012, 21:27 Uhr
Enrico
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So eine CDC ist schon was im grossflächigen Schrankformat:

http://www.cray-cyber.org/general/start.php
--
MFG
Enrico
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004
20.02.2012, 08:42 Uhr
Gerhard



In Leuna gab es zwei CDC-Rechner:
Eine mittlere Anlage Typ 16irgendwas, etwa mit R300 vergleichbar, und eine größere, Typ 3300, im Jargon kurz "Drei-drei" genannnt. Die hatte einen für damals recht anständigen Fortrancompiler und wurde auch von uns TH-Leuten gern genutzt (sofern jemand einen Forschungsvertrag mit Leuna hatte und somit die Rechenzeit bezahlen konnte, ich erinnere mich an so etwas wie 1600 Mark pro Stunde). Den Rechner selbst kriegte niemand zu sehen, der war top secret. Der Betrieb war allerdings gut organisiert, es waren auch kompetente Leute da, die mal einen fachlichen Rat geben konnten.

Eine noch leistungsfähigere Anlage CDC6600 gab es an der Uni Rostock. Deren Schiffbaufakultät war allerdings wohl eine "halbzivile" Einrichtung.
Deshalb gab es für Auswärtige kaum Gelegenheit, sie mit zu nutzen.

Vielleicht für Micha interessant: Ein Rostocker Kollege hat mit einem numerisch besonders schwierigen Problem sogar diese Anlage (nebst etlichen anderen in der DDR) in die Knie gezwungen. Und ausgerechnet mit einem K1003 konnten wir sein Problem schließlich lösen. Hier hat sich mal der (in meinen Augen einzige) Vorteil dieser Kiste bewährt, nämlich seine hohe Rechengenauigkeit.
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005
20.02.2012, 11:12 Uhr
Tom Nachdenk




Zitat:
Gerhard schrieb
Vielleicht für Micha interessant: Ein Rostocker Kollege hat mit einem numerisch besonders schwierigen Problem sogar diese Anlage (nebst etlichen anderen in der DDR) in die Knie gezwungen. Und ausgerechnet mit einem K1003 konnten wir sein Problem schließlich lösen. Hier hat sich mal der (in meinen Augen einzige) Vorteil dieser Kiste bewährt, nämlich seine hohe Rechengenauigkeit.

Irgendwie mag ich nicht glauben das das was auf dem U808/i8008 möglich war, mit 'beliebig' genauen Zahlen zu rechnen in dem man die Operationen in Teiloperationen mit kleineren Integerzahlen zerlegt auf größeren und schnelleren Rechnern nicht möglich gewesen sein soll.

Hier auf der Seite ist die Genauigkeit des K1003 mit 15-16 Stellen angegeben, was der 52 bit Mantisse einer 64 Bit IEEE Fliesskommazahl entsprechen würde, ich finde das merkwürdig ...
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006
20.02.2012, 19:29 Uhr
Gerhard




Zitat:
Tom Nachdenk schrieb
Irgendwie mag ich nicht glauben das das was auf dem U808/i8008 möglich war, mit 'beliebig' genauen Zahlen zu rechnen in dem man die Operationen in Teiloperationen mit kleineren Integerzahlen zerlegt auf größeren und schnelleren Rechnern nicht möglich gewesen sein soll.

Damit hast Du natürlich völlig recht. Ich hab auch nicht behauptet, dass es nicht möglich gewesen wäre. Es erwies sich am Ende sogar als durchaus machbar. Denn nachdem uns die Rostocker unsere Ergebnisse vom K1003 partout nicht glauben wollten (Parameterschätzwerte von 6,xxx +- 23,xxx sehen ja nicht gerade vertrauenswürdig aus), haben wir das Ganze nochmals in Fortran mit Double Precision (entspr. 9-10 Stellen) und dem gleichen (Orthogonalisierungs-) Algorithmus am R21 nachgerechnet und (mit ein paar Abweichungen hinter dem Komma) dasselbe herausgekriegt. Es wurde eine lange Diskussionsnacht...

Das Problem lag ganz wo anders: Wenn ein unbedarfter Kunde mit einem scheinbar trivialen Auftrag zum Rechenzentrum kommt, dann holen die eben mal schnell eins ihrer überall vorhandenen Standardprogramme raus , in diesem Falle die stinknormale GAUSSsche Methode der Normalgleichungen, und schieben alles auf den Kunden, wenn dann nur "Division by zero" oder "Matrix singular" herauskommt. Für so extrem schlecht konditionierte Regressionsprobleme muss man halt einen anderen, geeigneten Algorithmus nehmen. Und die extrem hohen Standardabweichungen kommen eben durch die höchst ungünstige Fehlerfortpflanzung zustande und weisen darauf hin, dass in diesem Fall auch aus höchst genauen Messwerten nicht mehr herauszuholen ist.

Übrigens sind die für den K1003 hier angegebenen 15-16 Stallen falsch, es sind nur 12, davon werden max 10 angezeigt, 2 dienen als Schutzstellen. Ich glaube, den Fehler habe ich selber verbrochen. Rüdiger, korrigiere das doch bitte mal bei Gelegenheit.
Die 15-16 Stellen wären erreichbar, würde das Ding rein dual und nicht mit dem blöden BCD arbeiten.

Dieser Beitrag wurde am 20.02.2012 um 19:36 Uhr von Gerhard editiert.
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