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Robotrontechnik-Forum » Sonstiges » C64 aus der DDR?! » Themenansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000
28.03.2011, 17:11 Uhr
Rolanet

Avatar von Rolanet

Ist euch auch schon mal aufgefallen, dass es einige Leute gibt, die glauben, dass der C64 bzw. Amiga aus der DDR stammen? Am Anfang habe ich gedacht es wäre Zufall oder Unwissenheit. Heute musste ich "das Gespräch" schon zum fünften oder sechsten Mal führen.

Vielleicht liegt es daran, dass ein paar Leute schon in der DDR oder kurz nach der Wende so ein Gerät hatten. Irgendwie nervt es mich aber, weil es aus der DDR doch so viel interessantere Geräte gab.
--
"Das Internet? Gibt's den Blödsinn immer noch?" (Homer Simpson)

Dieser Beitrag wurde am 28.03.2011 um 17:18 Uhr von Rolanet editiert.
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001
28.03.2011, 19:53 Uhr
ambrosius



Erzähle das mit den 'interessanteren Geräten' nur nicht so weiter, dann steigen die Preise ja noch mehr

Beste Grüße
Holger
--
viele Grüße
Holger
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002
30.03.2011, 00:12 Uhr
Holger König



Hier wären Insider mit Detail-kenntnissen gefragt, da in der DDR etliche Produkte unter Westmarken für den Westen als Auftragsproduktion gefertigt wurden. Für den C64 oder unkritische Baugruppen der Amiga-Reihe könnte ich mir dies vorstellen, aber der komplette Amiga hätte die Vorlage für einen RGW-Heimcomputer dienen können. Da es diesen nicht gab, dürfte es lediglich einige Amiga als Schmugelware in die DDR verschlagen haben (im Intershop gab es nur den C64).
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003
30.03.2011, 08:45 Uhr
Rüdiger
Administrator



Zitat:
Holger König schrieb
Da es diesen nicht gab, dürfte es lediglich einige Amiga als Schmugelware in die DDR verschlagen haben (im Intershop gab es nur den C64).

Nö, den konnten Besucher aus den alten Bundesländern offiziell mit über die Grenze bringen.
--
Kernel panic: Out of swap space.
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004
30.03.2011, 09:48 Uhr
edbru



und den A2000 hab ich damals selbst in Berlin in der Rosenthaler gesehen. war mit 40000M ausgepriesen. Nein, keine Null zuviel.
--
ich brauch es nicht, so sprach der Rabe.
Es ist nur schön wenn ich es habe.
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005
30.03.2011, 10:56 Uhr
Tom Nachdenk



Und es gab auch Amiga im produktiven Einsatz, auf einem MMM gabs einem am Stand vom Fernsehen der DDR mit eine mA500 und beim letzten Pfingsttreffen der FDJ haben Zahnmedizin-Studenten von der HU auf einem A1000 eine Drahtgitteranimation vom Kiefergelenk gezeigt. Zumindest den Commodore PC1.

Es sind im übrigen auch 'richtig große' Rechner ganz offiziell in der DDR gelandet, zumindest haben ich mal etwas von der ?Uni Leipzig? gelesen die 1988 aus Westberlin einen kleineren IBM-Großrechner geschenkt bekommen hat, den aber mangels Ahnung und Betriebssystem nicht in Betrieb nehmen konnte.
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006
30.03.2011, 12:17 Uhr
BobCat

Avatar von BobCat


Zitat:
Rüdiger schrieb

Zitat:
Nö, den konnten Besucher aus den alten Bundesländern offiziell mit über die Grenze bringen.


Genau, seit Mitte der Achtziger sah man das nicht mehr so eng. Ich konnte 1988 einen C128 bei einem Bekannten in Aktion bestaunen.

Ein richtig "großer Rechner -286-" befand sich ca. 1988 auf'm Meßfahrzeug der Bohrlochmessung. Der ganze Truck wurde extra angeschafft, um u.a. seismische Wellen auszuwerten, mit grafischer Darstellung des Profiles. Den gab es nur einmal in ganz Europa. Die Kollegen haben dafür in Dallas eine Einweisung am Rechner erhalten

Viele "Privat-Importe" tauchten seit ca. 1986 auch immer häufiger in sogenannten "An- und Abkaufläden" auf. Z.B. sah ich hier 1987 einen C64 für 6000,- Mark, ohne Diskettenlaufwerk. Das sollte extra noch 5000,- kosten

Nachtrag: Das teuerste Auto der DDR ...


Dieser Beitrag wurde am 31.03.2011 um 10:43 Uhr von BobCat editiert.
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007
31.03.2011, 10:10 Uhr
P.S.



Ja, ja - in den späten 80ern brach in der DDR bzgl. der Computerisierung eine "Goldgräber"-Euphorie aus - im wahrsten Sinne des Wortes.

Während in den 70ern noch streng nach den geltenden Einfuhr- und Zoll-Bestimmungen fast jeglicher "Privat-Import" elektronischer Erzeugnisse unterbunden wurde, ist das ab etwa Mitte der 80er nicht mehr so streng gehandhabt worden, obwohl sich an den Bestimmungen nichts geändert hatte. So jedenfalls die Erklärung eines ehemaligen Zollbeamten. Der Erlaß dieser Bestimmungen hing mit der Unterbindung von "ideologischer Diversion" nach dem 13. August zusammen. Da ging es insbesondere um West-Fernsehgeräte und deren Ersatzteile für den Ostberliner Bedarf.

Anfangs beschränkte sich der "Oma-Import" oder auch im "West-Paket" auf die auch in der DDR publizierten Z80-Heimcomputer, a la ZX81, ZX-Spectrum usw. Man erinnere sich nur an die Veranstaltungen im AudiMax der Humbold-Uni in Berlin, wo ein Marius van der Meer die Vorzüge des ZX-Spectrum lobte und somit auch den Eigenbau vieler Z80-Rechner mit dem in der DDR verfügbaren U880-System initiierte. C64 wurde deshalb m.W.n. in der DDR nicht nachgebaut - war auch nur wenig bekannt.
Allerdings fanden auch sehr schnell findige "Händler" heraus, daß man mit Original-Geräten hier in der DDR große Geschäfte machen kann: Einkauf 100-300DM -> Verkauf 3000-4500 DDR-Mark. Da solcherlei "Importe" trotz Lockerung seitens der Stasi/Abt. Wirtschaftskriminalität (so etwas gab's tatsächlich auch!) natürlich überwacht wurden, gingen diese Geschäftemacher nicht selten in den Knast.
Die Computer waren schließlich als Geschenksendung deklariert und nicht als Handelsware, denn das wäre dann illegal gewesen. So ähnlich waren Verhältnisse auch beim privaten Automarkt, wo sog. "Rostlauben" von Trabbi bis Lada für horrende Preise den Besitzer wechselten.

Gegen Ende der 80er fanden dann findige Stasi-Leute eine noch bedeutsamere "Marklücke" heraus: Einige von denen, die im "besonderen Einsatz" auch nach Westberlin mit dem Auto ohne jegliche Kontrolle fahren konnten (der sog. "blaue Lada"), brachten für DDR-Verhältnisse hochwertigste Computertechnik (in West-Berlin bereits abgeschriebenes Zeug) mit zurück und über den A&V in den allgemeinen Verkauf. So wurden 50.000 bis 70.000 DDR-Mark Verkaufspreis erzielt - bei einem Einsatz von vielleicht ein paar hundert DM, oder weniger.
Nun besteht die Frage, wer aus der Bevölkerung konnte oder wollte sich für solch hohen Preis einen Computer leisten?
Hier greift dann die real existierende Planwirtschaft! Da viele der VEB's nicht in den Genuß sog. Bilanzanteile zu ROBOTRON-Computertechnik kamen (BC5120, PC1715 - von 16Bit-Technik mal ganz zu schweigen), kamen windige Finanzökonomen auf den Einfall, diesen Bedarf über den A&V zu decken. Das Verfahren war zwar nicht illegal, widersprach aber im Grunde dem planwirtschaftlichen System. Und aus diesem Grunde wurde so weit als möglich auch Stillschweigen darüber gewahrt. Ob die MfS-Genossen dazu direkt den Auftrag hatten, oder das in Eigeninitiative für die eigene Tasche organisierten, ist aus verständlichen Gründen nicht mehr zu ermitteln.

Noch horrender waren die Gewinne bei Disketten. Da jeglicher Privat-Import von Datenträgern (Schallplatten, Kassetten, Disketten) nach wie vor verboten war - offiziell begründet mit der Gefahr des Einschleusens von Nazi-Probaganda - war der A&V dann die einzigste, aber auch teuerste offizielle Quelle. Aber auch die A&V-Leute befanden sich immer auf sehr dünnem Eis, denn die Stasi-Leute gaben sich natürlich nicht als solche zu erkennen und somit war das Geschäft immer sehr Risiko-behaftet. Und auch dann, wenn man sich schon kannte, war man nicht sicher, daß das von den Genossen aus der anderen Abteilung - d.h. die von der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität - auch geduldet wurde.

Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! -
Wissen ist Macht, wer glaubt, der weis nichts! -
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! -
Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheberrecht!
PS
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008
31.03.2011, 22:36 Uhr
michael jones



Ja, da erklärt sich so manches. Wir haben damals in der Redaktion des FUNKAMATEUR nur mit offenem Mund dagestanden, wenn die Anzeigenabteilung des Verlages - wohlgemerkt: der gehörte unmittelbar der GST, mittelbar der NVA - uns die Anzeigen hereingab. Besitzer der FA-Jahrgänge ab ca. 1985 können es heute noch nachlesen, Traumpreise für jegliche Heimcomputertechnik aus dem Westen, desgleichen Datenträger, aber eben auch die, die für einen AC1-Eprom mal eben 50 Mark sehen wollten (das war dann halt der die Trabant-Rostlaube des kleinen Mannes - oder so).
Das war uns damals schon nur erklärbar, dass es irgendwie gewollt war, denn ansonsten achteten eine Menge Leute auf diese renitente Redaktion, die die Leute immer wieder dazu ermunterte, wertvolle Industrieressourcen für schnöde Heimcomputer zu verbraten...
--
Es gibt Wichtigeres im Leben als fortwährend dessen Geschwindigkeit zu erhöhen (Gandhi)

Der Kapitalismus hat nicht gesiegt - er ist nur übrig geblieben...

Dieser Beitrag wurde am 31.03.2011 um 22:40 Uhr von michael jones editiert.
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