Robotrontechnik-Forum

Registrieren || Einloggen || Hilfe/FAQ || Suche || Mitglieder || Home || Statistik || Kalender || Admins Willkommen Gast! RSS

Robotrontechnik-Forum » Technische Diskussionen » Glasermeister gesucht » Themenansicht

Autor Thread - Seiten: -1-
000
09.06.2013, 22:35 Uhr
Rüdiger
Administrator


Ich habe mal wieder Abdeckgläser für ein optisches Gerät angefertigt.
Rohmaterial waren Diagläser mit 0,9 mm Dicke. Ziel war es, Plättchen 5 x 37 x 0,9 mm zu erhalten.
Es ist mir zwar letztendlich gelungen, aber ich habe Stunden dafür gebraucht und vor jedem Erfolg ca. 9 Fehlschläge einstecken müssen (Material zerstört).

Nun interessiert mich ob:
a) das nicht besser geht oder
b) ich besseres Werkzeug brauchte oder
c) ich nicht die richtige Technologie kannte
d) ich einfach nur ungeschickt war

1. Schneiden
Ich habe das Glas auf eine saubere, glatte Unterlage gelegt und mit dem Stahlrollen-Glasschneider am Stahllineal entlang einseitig geritzt.
Anschließend ritz-öffnend (langsam) über eine scharfe Kante (Holzplatte) gebrochen und das schlug vielfach fehl (der Bruch folgte nicht über die gesamte Länge dem Ritz).
Es machte wenig Unterschied, ob ich 1x mit viel Kraft geritzt hatte oder mehrfach mit wenig Kraft.
Der Versuch, die gute Seite des Glases vor dem Brechen zwischen zwei glatten, scharfkantigen Holzplatten einzuklemmen, brachte keine nennenwerte Besserung (der Bruch wanderte auch dann gern mal 1mm zwischen die Holzplatten -> Ausschuss).

Wäre ein Ritzen mit einem Diamant besser? Oder schneller brechen/abschlagen? Oder vielleicht ein ganz anderes Trennverfahren? Oder die andere Seite auch anritzen? Öl benutzen?


2. Schleifen
Um das Glas auf Maß zu bringen, habe ich mit Dremel und trockenem Glasstein radial mit 10.000 U/min längs des Glases geschliffen.
Dabei sind sehr oft muschelförmige Ausbrechungen, ca 1/2 mm Durchmesser, entstanden.

Wäre ein axiales Schleifen besser? Oder unter Wasser? Oder mit nassem Stein? Oder das Material zwischen was einklemmen? Oder mit anderer Drehzahl? Oder Diamantschleifer?
--
Kernel panic: Out of swap space.

Dieser Beitrag wurde am 10.06.2013 um 16:52 Uhr von Rüdiger editiert.
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
001
10.06.2013, 07:46 Uhr
ggrohmann



Hallo Rüdiger,

Ginge eventuell ein Laserschneidautomat, wie ihn Metallfirmen haben?

Guido
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
002
10.06.2013, 08:35 Uhr
P.S.



Hier meine - zugegebenermaßen unfachmännischen - Erfahrungen zur Glasbearbeitung. Viele der Fenster am Haus habe ich selbst eingeglast, was insbesondere bei der Verarbeitung von Altglas und dem "Abschneiden" von schmalen Streifen über einen Meter wirklich nicht einfach war und viel "Lehrgeld" gekostet hat.

1. Es ist ein sehr großer Unterschied, ob man neues (frisch vom Glaswerk), oder abgelagertes Altglas verarbeitet. Letzteres neigt - so versicherte mir ein Glaser - zu unkontrollierten Bruchstellen, trotz korrekter Einritzung. Je älter das Glas ist, um so härter wird es und die inneren Spannungen nehmen immer weiter zu, was sich dann beim kontrollierten Brechen negativ auswirkt.

2. Die Einritzung mittels Diamant ist wesentlich besser, als mit Stahlroller - und es darf nur einmal (!) langgezogen werden. Ansonsten können sich unkontrollierte Spannungsrisse ergeben, die die Bruchkante ausreißen lassen.

3. Früher haben die Profi-Glaser außerdem noch mit Petroleum beim Einrtzen gearbeitet, aber soweit mir bekannt nur bei Stahlrollern.

4. Bei kritischem Material, oder dickem Glas hat sich ein vorsichtig-leichtes Anklopfen von der unteren Seite des Glases entlang der beabsichtigten Bruchkante bewährt. Man sieht dann, wie sich der Riss langsam durch's Material arbeitet. Wenn das über die gesamte Schnittlänge passiert ist, kann mit nur geringem Druck gegen die Ritz-Oberfläche das Glas mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit korrekt gebrochen werden. Trotzdem sind Ausfälle nicht ganz zu vermeiden.

5. Absolut ebene Unterlage (kein Krümel Span, Sandkorn o.ä) bis an die Bruchkante ist Vorraussetzung. Ebenso kann das (vorsichtige) Einspannen mit einer formstabilen Holzleiste über die gesamte Bruchkante erhebliche Vorteile bringen.

Das Nachbearbeiten/Glätten der Bruchstelle ist in jedem Fall anzuraten - schon wegen der Verletzungsgefahr an den exterm scharfen Bruchkanten. Hier ist ein sog. Korrundstein und wiederum Petroleum oder wenigstens Wasser sehr hilfreich. Hohe Drehzahlen sind ungünstig, weil dann örtliche Überhitzung möglich ist, die zusätzliche Spannungen in's Glas bringt und somit Ausplatzungen zur Folge haben kann.

Runde Durchbrüche (Löcher) in Glasscheiben einbringen ist ein besonders heikles Problem. So einfach, wie das oft in Krimi's mit einen Kreisschneider und anschließendem Rausziehen mit einem Saugnapf gezeigt wird, ist das leider nicht. Kleinere Löcher sind noch relativ einfach mittels speziellen diamantbeschichteten Kreisbohrern möglich. Zu DDR-Zeiten wurden dazu einfach Durchmesser-passende Kupferrohrstücke benutzt. Die wurden dann in eine langsam laufende Bohrmaschine eingespannt und unter Zugabe vom Schleifpulver wurde das Loch "durchgeschliffen".
Größere Löcher, wie z.B. für einen Fensterlüfter hab ich immer vom Glaser machen lassen. Aber auch der kann nicht garantieren, dass dabei die Scheibe heil bleibt.

Das Wissen der Menschheit gehört allen Menschen! -
Wissen ist Macht, wer glaubt, der weiß nichts! -
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht! -
Gegen die Ausgrenzung von Unwissenden und für ein liberalisiertes Urheber- und Markenrecht!
PS
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
003
15.06.2013, 09:02 Uhr
AE
Default Group and Edit


Beliebige Formen selbst in mehrfach gekittetes Sicherheitsglas lassen sich mit Hochdruck-Wasserstrahl schneiden. Man muß sich nur jemand suchen, der dies zu einem akzeptablen Preis realisiert. Die nc-Anlagen sind nämlich nicht ganz billig.

Form, Alter und Oberflächenstruktur des Glases sind unkritisch. Erfahrungen liegen vor.

Dieser Beitrag wurde am 15.06.2013 um 09:03 Uhr von AE editiert.
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
004
25.06.2013, 14:08 Uhr
Buebchen



@Rüdiger
Das Glas am besten mit einem guten Diamantglasschneider unter geringem ! Druck unter Zuhilfenahme von echtem Terpentinöl ! kein Petroleum ritzen.
Eine Zange mit Parallelführung mit Holz oder PVC-Backen bekleben und das Glasstück in einen Schraubstock mit PVC-Backen klemmen. Dann mit der Zange brechen.
Das Glas auf einem plangedrehten Guseisenteller der ständig mit Wasser betropft wird und sich mit ungefähr 200 Umdrehungen pro Minute dreht auf dem Siliziumcarbidpulver mit ungefähr 30 um Körnung aufgetragen ist schleifen. Das Glas kann dabei in den Fingern gehalten werden.
Den Gusseisenteller der in deinem Fall nur ungefähr 10 cm Durchmesser haben muss mit Riemenantrieb in einer unten offenen Schüssel laufen lassen damit verspritztes Schleifmittel und Wasser aufgefangen werden kann. Ist sonst eine grosse Schweinerei. Ich habe mit der Methode Objekträger geschnitten und geschliffen. Die Schleifeinrichtung war eigentlich dazu vorgesehen um Silizium zu schleifen.
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
005
27.06.2013, 13:50 Uhr
Radioreinhard

Avatar von Radioreinhard

Ich mache sowas mit der Mikrobohrmaschine (Dremel) und Diamanttrennscheiben. Nun gut, Diamanttrennscheiben sind nicht leicht beschaffbar, ich habe meine aus der Bucht bezogen.
--
... und schalten Sie uns bitte wieder ein. Gleiche Stelle, gleiche Welle !!!!!
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
006
27.06.2013, 19:38 Uhr
holm

Avatar von holm

@Bübchen, wir haben Siliziumwafer auch auf Tellern mit 400er Wasserschleifpapier "entgratet"
(bei Spurenetalle Freiberg, dem einzigen Waferproduzenten der DDR).

Gruß,

Holm
--
float R,y=1.5,x,r,A,P,B;int u,h=80,n=80,s;main(c,v)int c;char **v;
{s=(c>1?(h=atoi(v[1])):h)*h/2;for(R=6./h;s%h||(y-=R,x=-2),s;4<(P=B*B)+
(r=A*A)|++u==n&&putchar(*(((--s%h)?(u<n?--u%6:6):7)+"World! \n"))&&
(A=B=P=u=r=0,x+=R/2))A=B*2*A+y,B=P+x-r;}
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
007
27.06.2013, 20:26 Uhr
Buebchen



@Holm
Hallo!
Ohne Frage geht es mit grösseren Durchmessern auch. Wir hatten auch einen Gusseisernen Schleifteller mit einem Durchmesser von 50 cm. Damit wurden die Schrupparbeiten gemacht. Und unsere Kristallografen haben damit Achate und Kristalldrusen vorgeschliffen. Aber für seine Objektträger reicht ja 10 cm Durchmesser. Das kann man auch unter den jetzigen Bedingungen noch anfertigen lassen wenn er solche Glasteile öfter braucht. Die Hauptsache ist das nicht trocken geschliffen wird. Die Politur erfolgte auch mit Nasschleifpapierscheiben mit Körnungen runter bis zu 1um.
Diamanttrennscheiben werden immer zum ausplatzen führen besonders wenn aus der Hand geschliffen wird. Ohne Wasserkühlung entstehen zu grosse Spannungen beim trennen.
Übrigens wurden im Institut für Kristallzüchtung und im Institut für Elektronen-Physik in dem ich gearbeitet habe auch Kristalle und amorphe Siliziummaterialien hergestellt und bearbeitet.
Allerdings nur zur Untersuchung der Eigenschaften der unter verschiedenen Bedingungen und mit unterschiedlichen Methoden hergestellten Halbleitermaterialien.
Buebchen
Seitenanfang Seitenende
Profil || Private Nachricht || Suche Zitatantwort || Editieren || Löschen
Seiten: -1-     [ Technische Diskussionen ]  



Robotrontechnik-Forum

powered by ThWboard 3 Beta 2.84-php5
© by Paul Baecher & Felix Gonschorek