Leiterplattentestsystem LPTS

Hierbei handelte es sich um einen Messcomputer, der Mitte der 1980er Jahre speziell zur Prüfung der Leiterplatten (Typ EE1 und EE2) für die rechnergesteuerten Waschmaschinen des VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg während ihrer Produktion und bei eventuellen Reparaturen entworfen wurde. Hersteller des Computers war der VEB Maßindustrie Werdau, der auch die Rechnerleiterplatten für die Waschmaschinen fertigte. Firmenintern trug der LPTS den Spitzname "Robert".

Vom LPTS wurden ca. 20 Exemplare gebaut, die meisten wurden im Produktionsbetrieb der Maßindustrie in Fraureuth aufgestellt, einige auch in einer Servicewerkstatt in Lichtenstein.

Der LPTS war als Arbeitstisch aufgebaut, verbunden mit einem Beistellschränkchen. Im Beistellschränkchen befanden sich kräftige Netzteile, Diskettenlaufwerke, zwei Vakuumventile sowie rückseitig der eigentliche Rechner. Auf dem Tisch waren zwei Messaufnahmen angebracht, in die nach Ziehen zweier Hebel Adapter eingesteckt wurden, die letztendlich die zu prüfende Baugruppe aufnahmen und diese entweder über Stecker oder über einen Nadelbettadapter kontaktierten. Zum Halten der Prüflinge gab es eine Vakuumaufnahme, für die zwei Magnetventile im Schränkchen zuständig waren. Die zugehörige Vakuumpumpe war irgendwo firmenzentral aufgebaut.


Prüfung der Waschmaschinensteuerungen am LPTS

Computer LPTS

Computer LPTS

LPTS, Fronttür geöffnet. Unten die Vakuumventile.

Rechnereinheit des LPTS

Als Bildschirm kam ein K7222 zum Einsatz, als Tastatur eine K7637 und als Protokolldrucker der K6316, alle aus dem Hause Robotron. Die Produktivrechner besaßen ein Diskettenlaufwerk K5601, eingebaut in die Fronttür des Schränkchens. Entwicklermaschinen besaßen zwei Diskettenlaufwerke an gleicher Stelle.

Der Rechner basierte auf dem Kartensatz des Bürocomputers A5120, erweitert um drei Speicherkarten á 48 KByte und eine Busankopplungskarte zur Anbindung der weiteren Sloteinheiten. In zwei separaten Sloteinheiten, hinten im Tisch eingebaut, steckten die Messkarten, die dem Rechner folgende Fähigkeiten verliehen: Die Messeinrichtungen konnten programmgesteuert auf jeweils eine von 16 Nadeln des Nadelbettadapters gelegt werden.


Messwerterfassungskarte

Messwerterfassungskarte

Stromversorgungsadapterkarte

Tastatursimulatorkarte

Die Waschmaschinen-Leiterplatten wurden während ihrer Produktion zweimal auf den LPTS gesteckt: einmal mit ausschließlicher Kontaktierung per Prüfnadeln zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit der eingelöteten Bauteile und einmal über den Stecker kontaktiert und mit einer Sicherheitsklappe verschlossen zur Endprüfung, nun auch mit Zuschalten der Netzspannung und Simulation der Waschmaschine. Die Prüfungen dauerten jeweils einige Minuten. Bei der Erstprüfung wurde außerdem ein individueller Widerstand zur Kalibrierung der Laugentemperatur ermittelt und vom Prüfer auf die Leiterplatte gelötet.


Eichadapter auf dem LPTS

Das Betriebssystem des LPTS war SCP1526, unter dem ein Steuerprogramm gestartet wurde, das die vorbereiteten Prüfdateien lud und dann die Prüfschritte abfuhr. Die Prüfdateien wurden (abhängig vom Typ der zu prüfenden Baugruppe) am Entwicklungsrechner mit Hilfe eines speziellen Editors geschrieben und bestanden jeweils aus einer Binärdatei und einer Textdatei. Alle Prüfprogramme des Robert waren in der Sprache BASIC geschrieben und per Compiler in COM-Dateien umgewandelt.

Mit dem Ende der DDR brach der Absatz der Schwarzenberger Waschmaschinen ein, folglich auch ihre Produktion und die ihrer Rechnerleiterplatten. Damit wurden die Prüfrechner überflüssig und die meisten wurden verschrottet.


LPTS, in den 1990er Jahren

Nadelbettadapter am LPTS

Zwei Exemplare wurden von einer Elektrofirma aufgekauft und in den 1990er Jahren noch zur Prüfung von Relaisbaugruppen verwendet. Eins davon befindet sich als heute vermutlich letztes Exemplar im Rechenwerk Halle, leider fehlt eine Karte, damit ist eine Nutzung als Messrechner nicht mehr möglich.

Haben irgendwo Baugruppen oder noch so ein Rechner überlebt?



Letzte Änderung dieser Seite: 31.03.2023Herkunft: www.robotrontechnik.de